Wann immer in uns ein Gefühl von Individualität, Persönlichkeit oder Getrenntsein existiert, ist das mit vielen Wünschen verbunden. Man möchte einen Film anschauen, Musik hören, ein Spiel spielen, Sex haben, leckere Speisen genießen oder Genussmittel konsumieren. Wenn aber dieses Gefühl von Getrenntheit nicht da ist, wenn man „eins“ mit dem Ganzen ist, gibt es dieses Verlangen nicht.
Bei Spiritualität und auch Religionen geht es Kern darum zu verstehen, dass man eigentlich nichts braucht, wenn man sich als Teil des Ganzen fühlt, mit allem verbunden ist. Nur solange man sich von Dingen oder Personen getrennt fühlt, bestehen die Bedürfnisse und das Verlangen danach, je größer die Distanz als Mangel empfunden wird, desto größer ist die Sehnsucht und die Begierde.
Die ganzen Probleme unserer Existenz beruhen also auf dem Gefühl des Getrenntseins. Jede Befriedigung von Bedürfnissen, alles Lesen und Studieren, die ganze Suche nach Wissen, nach Vergnügen und nach Sättigung, beruht allein darauf. Wenn dieses Gefühl verschwindet, gibt es all diese Probleme nicht mehr. Dann ist die Glückseligkeit erst wahre Glückseligkeit. Alles andere ist nur Schein.
Um es aber noch einmal klar zu sagen, alle Bedürfnisse und alle Wünsche sind nicht verboten. Sie gehören zu unserer Existenz in der Dualität. Es sind gerade diese Erfahrungen, die wir brauchen, um zu erkennen. Wir können uns immer entscheiden, das zu tun, was wir wollen.
Es schadet jedoch auch nicht, sich bewusst zu machen, dass wir nicht der Körper, nicht unser Essen, nicht unser Reichtum und auch nicht nur das Seelenfragment sind, das sich für einen Zeitraum im Körper manifestiert. Alles das sind nur Bewusstseinszustände, die kommen und gehen. Die Realität ist vollkommen.
"Du musst nicht zur Erleuchtung vorstoßen, denn du bist erleuchtet. Sie stößt zu dir vor, wenn du ihr eine Chance gibst. Lass deine Anhaftung an das Unwirkliche entgleiten, und das Wirkliche wird schnell und sanft dessen Platz einnehmen. Hör damit auf, dir einzubilden dies zu sein oder jenes zu tun, und du wirst erkennen, dass du an der Quelle und im Herzen von Allem bist. Auf diese Weise wird die große Liebe über dich kommen, die nicht Wahl oder Bevorzugung darstellt, sondern eine Kraft, die alle Dinge liebenswert und liebenswürdig macht."
Sri Nisargadatta Maharaj
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Heidrun (Sonntag, 13 Oktober 2013 12:12)
Ach, das liest sich so einfach, ist es aber nicht. Mal fühlen wir uns Eins und dann wieder Getrennt. So ist das Leben...
Rolf (Sonntag, 01 Dezember 2013 13:57)
Wenn du glaubst, es sei schwer, kann es nicht leicht werden. Es geht auch nicht um "entweder oder" sondern um "sowohl als auch". Ich empfinde es daher als Bereicherung und nicht als Ersatz des einen durch das andere. Es hilft zu verstehen, welchen Sinn die Transformation in die duale Körperlichkeit hat.
eric (Mittwoch, 23 Mai 2018 01:17)
Ich habe bisher ca. 10 Artikel von Ihnen gelesen, tolle Arbeit.. ;)
Dennoch mein erster Kommentar:
Als "Lückenfüller" sollte die Erfüllung von Bedürfnissen oder Wünschen nicht eingesetzt werden. Die Gefahr der nächsten Erfüllung und die Gefahr dabei andere Personen auszunutzen ist groß. Dennoch gehört es aber wohl zur menschlichen Existenz sich bestimmte Bedürfnisse zu erfüllen - diese können sogar als positiver Motor im eigenen Leben wirken.
(ich orientiere mich mal nach Ihrem Artikel)
".. Man möchte einen Film anschauen, Musik hören, ein Spiel spielen, Sex haben, leckere Speisen genießen oder Genussmittel konsumieren. Wenn aber dieses Gefühl von Getrenntheit nicht da ist, wenn man „eins“ mit dem Ganzen ist, gibt es dieses Verlangen nicht. .."
Jedoch die Verneinung von bestimmten Bedürfnissen,
können auch destruktiv auf sich selbst und andere Personen wirken. Sicherlich gehört zur menschlichen Entwicklung die Beherrschung und Steuerung bestimmte Impulse (Bedürfnisse/Wünsche), es gehört aber auch dazu - sich in bestimmter Form die Fülle des Lebens anzunehmen. Ein Ver-Leugnen bestimmter Bedürfnisse/Wünsche führt kurzgefasst zu Störungen im körperlichen und seelischen Gebäude. (Blockaden/Ausreißer/Neid/Hass/Selbstzerstörung..).
Und was Thema z.B. Sex, Liebe, Zuneigung und Anerkennung betrifft wäre für mich wichtig, die Aufklärung bei Ausbleiben bzw. Verneinung solcher Bedürfnisse - Geben und Erfüllung.
Und ja,
ich selbst fühle mich Getrennt. Eine für mich logische Einbahnstraße solange man auf Erden weilt, zumindest in diesem Jahrhundert. Deshalb wird auch kein Konsumrausch, Bedürfnis- oder Wunscherfüllung an diesem Zustand was ändern können! Doch nehmen wir die Beispiele: Musik, Jogging (Schuhe), Fahrradfahren, Cabrio fahren (Auto), zusammen Kochen .. alle diese Dinge wurden von Menschen erschaffen. Und wir können diesen Menschen für die Entwicklung danken, denn diese lösen für einen Augenblick das Gefühl des Getrennt-Sein. Diese bringen mich zumindest für einen kurzen Zustand in die positiven Möglichkeiten, die die Menschen schaffen und noch (er-) schaffen können.
Kurzgefasst:
Es ist vielleicht einfacher, dass Getrenntsein auf Erden zu akzeptieren, damit gut zu leben in Gedanken (Wissen/Wunsch) es bleibt nicht für immer so. Natürlich sollte man die Personenentwicklung (Charakter/Herz..) weiter positiv formen und nicht auf den Tag X warten. Was auch immer man tut, das Gefühl des Getrenntseins bleibt auf Erden erhalten, nur die schönen Momente kann (sollte) man erhöhen, um das Gefühl des "Eins-Sein" öfter zu erfahren und weiterzugeben.