Vorab zur Einordnung in das Modell der Michael Teachings:
In diesem Blog möchte ich mal die praktische Seite beschreiben, mit den Fallstricken und Möglichkeiten im Umgang mit diesem Ziel.
Irgendwas hat sich - für uns - negativ verändert. Wie oft hadern wir dann mit uns, unseren Mitmenschen oder mit unserem Schicksal. Als erstes fragen wir uns meist, wer ist Schuld? Andere fragen sich, was habe ich falsch gemacht? Dritte Möglichkeit, womit habe ich das verdient? Religiöse Menschen beschweren sich dann bei ihrem Gott, andere inszenieren Dramen, die meist übertrieben sind und außerdem unsere Mitmenschen mit in den negativen Strudel ziehen sollen. Das alles ist nicht nur nicht hilfreich, es verschlimmert die Situation weiter. Die Strategie, "wenn es mir schlecht geht, sollen auch meine Mitmenschen leiden" ist ein Spiel ohne Gewinner.
Jede mögliche Antwort auf diese Fragen, wenn man denn eine bekommt, ändert nichts an der Situation. Gründe dafür sind, Ärger, Trotz, Selbstzweifel, Selbstmitleid, Erschütterung oder gar Zorn und Verzweiflung. Je länger dieser Zustand anhält, desto schlechter geht es uns.
Es klappt auch nicht mit zwanghaft positivem Denken: "Ist ja nicht so schlimm" oder "Das wird schon wieder besser". Freunde versuchen so - gutmeinend -, uns damit wieder aufzumuntern.
Der erste und wichtigste Schritt heraus aus dieser Situation ist Akzeptanz. Das bringt uns wieder ins hier und jetzt. Bei Akzeptanz geht es nicht um Einverständnis oder Ablehnung, es ist die rein sachliche Betrachtungsweise: "Es ist jetzt wie es ist". Die Ursache liegt in der Vergangenheit und lässt sich nicht mehr ändern. Das Kind ist in den Brunnen gefallen.
Jede Wahrnehmung einer Situation unterliegt unserer ganz persönlichen Perspektive, die sich aus unseren bisherigen Erfahrungen ergibt, oft aber auch auf von anderen übernommenen Glaubenssätzen beruht.
Diese gelernte und angeeignete Perspektive hilft uns, in kritischen Situationen zu reagieren, ohne erst lange darüber nachdenken zu müssen. Bei Tieren kennt man
das auch als Flucht- oder Angriff - Reflex. Oft sind solche Erfahrungen eng mit Gefühlen verbunden, die dann in bedrohlichen Situationen wieder auftauchen und gern als Intuition empfunden
werden. Es sind aber gar nicht Dinge, Personen oder Ereignisse, die unsere Gefühle bestimmen, sondern das, was wir darüber denken. Fakt ist in jedem Fall,
was in Notsituationen richtig sein kann, hilft nicht bei der Bewältigung von Störgefühlen oder Unmut oder gar "Weltuntergangsstimmung" aufgrund von aktuellen Geschehnissen oder
Situationen.
Aus der Akzeptanz heraus ergibt sich daher der zweite Schritt, "Kann man die Situation auch anders betrachten?" Diese Frage sollte man nicht übereilt beantworten. Die persönliche Betroffenheit engt unser Denken ein. Ein Blick auf das "größere Bild" fällt daher schwer. Es lohnt sich aber, ganz offen und ehrlich mit sich selbst über alternative Perspektiven nachzudenken. "Stimmen mein Weltbild, meine Glaubenssätze, mein Bewertungsmaßstab noch?"
Bin ich grundsätzlich voreingenommen und eher negativ gegenüber Mitmenschen eingestellt? Bestimmt meist Misstrauen mein Handeln? Neige ich zu Verallgemeinerungen
oder auch zu Dramatisierung? Stützt sich meine Perspektive auf Fakten oder eher Vermutungen? Bin ich mit mir selbst im Reinen? Mache ich mich selbst zum Maß aller Dinge? Überstrahlt da etwas eine
bisher unentdeckte oder abgelehnte Wahrheit? Bin ich auf einem Auge blind? Oft ergibt sich schon allein aus diesen Antworten ein Weg heraus aus
dieser ungewollten oder ungeliebten Situation. Man kann oft Dinge auch anders sehen. Das erleichtert.
Der nächste Schritt ist die Frage: "Welche Optionen habe ich, um die Situation so zu ändern, dass wieder alles OK ist?" Auch hier geht es wieder um Offenheit, aber auch um Kreativität. Ein erstes Brainstorming, also eine unvoreingenommene Liste von Möglichkeiten, die auch zunächst ganz abwegig klingen können, dient dann als Leitfaden, wieder aktiv zu werden. Die Liste kann jeder Zeit erweitert werden, wenn uns wieder etwas in den Sinn kommt. Sie dient auch der Klärung von möglichen Missverständnissen, die dann erst sichtbar werden und so aufgelöst werden können. Allein das Gefühl, es gibt Wege aus der Krise, ich kann selbst etwas tun, hellt unsere Stimmung wieder auf, "Schotten dicht", sich verkriechen oder Trotz allerdings nicht. Die bei Problemen im Freundeskreis beliebte Stimmungsmache kann auch ins Gegenteil umschlagen und Eskalation kann man nicht wollen, das hinterlässt dann meist völlig "verbrannte Erde", ohne Weg zurück.
Wenn davon nichts funktioniert, bleibt manchmal nur professionelle Hilfe. Hier können Fragen ganz persönlich gestellt und neue Perspektiven aufgezeigt werde.
Wir wollen uns am liebsten in allen Situationen wohl fühlen, das ist ein Grundbedürfnis. Man muss aber auch wollen, also selbst etwas tun und nicht nur anderen die Verantwortung dafür überlassen.
Je kürzer die Phase der Trauer über einen Verlust, der Ärger über ein Missgeschick, des Trotzes gegen die scheinbar unabänderliche Realität oder des
Selbstmitleids, desto schneller ändert sich das Unbehagen. Aus Schmerz muss nicht Leid werden.
Ohne den Schritt zur Akzeptanz verhärten sich Unfrieden und der Mangel an geteilter Lebensfreude mit anderen und natürlich auch für einen selbst. Wir vergällen uns unser Leben statt sich daran zu erfreuen. Das gilt auch für die Selbstwahrnehmung.
Liebe, Verständnis, Nachsicht und Unvoreingenommenheit, also die Grundpfeiler des positiven Miteinanders, setzen die Bereitschaft zu Toleranz und die Fähigkeit zur Akzeptanz dessen was ist - ohne wenn und aber - voraus. Man kann das Lernen, wenn man will. Probiert es aus, das Leben wird leichter.
Gerade jetzt, zum Jahreswechsel, denken viele Menschen über "gute Vorsätze" nach. Was will ich im kommenden Jahr erreichen? Akzeptanz zu lernen und zu praktizieren könnte auf dieser Liste stehen.
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