„Wenn Du sorgenfrei leben möchtest, höre auf, wissen zu wollen!“ ist eine alte Weisheit aus dem Daoismus. Es bedeutet, dass es nicht das Wissen ist, das uns ein glückliches, fruchtbares und befriedigendes Leben verschafft. Das Leben vieler Naturvölker kommt uns oft freier und glücklicher vor, als unser eigenes. Ihr Weltbild basiert nicht auf Beweisen.
„Ich weiß, dass ich nicht weiß!“ ist ein Satz, der Sokrates zugeschrieben wird. Es bedeutet im Kern, ein sicheres Wissen findet man bei den Menschen grundsätzlich nicht, deshalb kann man von all seinen Ansichten nur vorläufig überzeugt sein.
Die Physik stößt heute immer noch an Grenzen, weil sie sich auf das messbare und beobachtbare beschränkt. Physikalische Theorien, die mathematisch hergeleitet wurden, müssen den Praxistest bestehen, um zu gelten.
Metaphysik, also das Jenseits der natürlichen Beschaffenheit, beschäftigt sich mit der Natur der „Wirklichkeit“ und mit dem Verständnis für die Natur des Bewusstseins.
Konkret bedeutet dies, dass die klassische Metaphysik „letzte Fragen“ zu beantworten versucht, beispielsweise: Gibt es einen letzten Sinn, warum die Welt überhaupt existiert? Und dafür, dass sie gerade so eingerichtet ist, wie sie es ist? Gibt es einen Gott/Götter und wenn ja, was können wir über ihn/sie wissen? Was macht das Wesen des Menschen aus? Gibt es so etwas wie „Geistiges“, insbesondere einen grundlegenden Unterschied zwischen Geist und Materie? Besitzt der Mensch eine unsterbliche Seele, verfügt er über einen Freien Willen? Verändert sich alles oder gibt es auch Dinge und Zusammenhänge, die bei allem Wechsel der Erscheinungen immer gleich bleiben?
Die Antworten sind nicht beweisbar, sind sie deshalb falsch?
Metaphysik ist pragmatisch, da ihr Anliegen nicht durch die Grenzen des reinen Denkens eingeschränkt wird. Sie ist aber auch abstrakt, da sie sich mit Prinzipien, deren äußerste Erweiterungen ohne Form sind, beschäftigt. Sie ist auch - erfreulicherweise - immer so genau, wie tief jeder, der sich mit ihr beschäftigt, eindringt, um im Rahmen seiner individuellen "Wahrnehmung" zum für ihn richtigen „Punkt“ zu gelangen. Damit ist sie nicht dogmatisch.
Im Gegensatz zu Philosophie, umfasst sie die Struktur der Körperlichkeit. Anders als die Wissenschaft, erkennt sie die Gültigkeit von zusätzlichen Ebenen der Existenz, jenseits der physikalischen, an. Im Gegensatz zu Religion, ist sie intellektuell, und nicht emotional, basiert.
Der Anspruch, überhaupt Erkenntnisse außerhalb der Grenzen der sinnlichen Erfahrung zu formulieren, wurde vielfach kritisiert. Dennoch gab und gibt es dieses Bedürfnis, seitdem es denkende Lebewesen gibt und auch, wenn es (heute, hier und jetzt) nicht möglich ist, zu befriedigenden Antworten - im Sinne von gesichertem Wissen – zu kommen, ist dieses Bedürfnis auf natürliche Weise im Menschen angelegt. Kant nannte es ein „unhintertreibliches Bedürfnis“ und Schopenhauer hat den Menschen als ein „metaphysik-treibendes Lebewesen“ bezeichnet.
Diese Webseite beschäftigt sich mit metaphysischen Themen. Sie gibt deshalb keine Antworten – im Sinne von gesichertem Wissen – sondern nur Denkanstöße, die jeder Leser verfolgen oder auch verwerfen kann. Viele Menschen sind ausreichend damit beschäftigt, sich in ihrer physischen Existenz zurecht zu finden. Das ist oft schwierig genug. Es bleibt "keine Zeit" für tiefschürfende Betrachtungen.
Auch bei mir hat es ziemlich lange gedauert, bis die Zeit reif war. Ich persönlich sehe heute in der Beschäftigung mit metaphysischen Gedanken oft eine Hilfe beim Verständnis unserer physischen
Existenz. Das macht es nicht unbedingt einfacher, aber es vermittelt mir Gelassenheit. „Nicht Wissen“ ist nicht gleich zu setzten mit „Glauben“. Die Erkenntnis der „Möglichkeit“ wohlmöglich
gestützt durch persönliche „Plausibilität“ ist für mich erhellend. Das gilt deshalb noch nicht für jeden und kann auch nicht für alle und jeden gelten, weil jeder seinen eigenen Weg geht und
gehen muss, zu einer Zeit, die für ihn richtig ist und in seinem individuellen Tempo.