Religion (lat: religio, wörtlich: ‚die Ehrfurcht‘) wird abgeleitet aus dem lateinischen religere = immer wieder lesen, oder religare = wieder verbinden.
Gottesfürchtigkeit - wie auch Ehrfurcht - ist ein hochsprachliches Wort für eine mit Verehrung einhergehende Furcht. Diese Furcht ist immanent mit religiösem Glauben verbunden. Warum eigentlich?
Im Brockhaus von 1896 wird die Ehrfurcht als „der höchste Grad der Ehrerbietung, das Gefühl der Hingabe an dasjenige, was man höher schätzt als sich selbst, sei es eine Person oder eine geistige Macht, wie Vaterland, Wissenschaft, Kirche, Staat, Menschheit, Gottheit“ beschrieben. Ehrfurcht macht klein, unwürdig und abhängig. Ist das so gewollt?
Alle Menschen hatten und haben einen Glauben. Auch die Atheisten glauben etwas, nämlich an nichts göttliches zu glauben. Bezüglich des persönlichen Glaubens gibt es keine absolute Sicherheit. Das Gefühl der Sicherheit entsteht erst durch Glauben.
Die frühen Religionen der Antike hatten viele Götter, für jeden Zweck einen eigenen, die für spezielle Zuständigkeiten um Hilfe oder "Wohlgesonnenheit" gebeten wurden. Der Zorn der Götter war gefürchtet, Opfer sollten besänftigen. Religion war ein "Geschäft", gibst Du mir, gebe ich Dir! Oft genug hat diese "Denke" nicht funktioniert.
Die meisten „modernen“ Religionen haben einen Religionsstifter als Ausgangspunkt der Lehre: Buddha, Moses, Jesus, Mohammed, die ebenfalls – neben der „höheren Instanz“ – verehrt oder angebetet werden. Dazu kommen Gurus, Bodhisattvas und Heilige, also Menschen, die „erleuchtet“ sind oder sich durch ihre „Werke“ oder „Lehren“ auszeichnen und ebenfalls verehrt werden. Der Zugang zum „Allmächtigen“ scheint für viele über diesen „Umweg“ leichter möglich zu sein. Ehrfurcht vor Gott hilft hier nicht, sie hindert.
Alle Religionen spiegeln den "Zeitgeist" zum Zeitpunkt ihrer Entstehung. So gelten archaische Dogmen als unumstößlich. Eine Aktualisierung findet daher oft nicht statt.
Im Gegenteil, viele Kirchen als institutionalisierte Religion tun alles um den Status Quo zu erhalten. Noch 2021 verweigert der Papst allen gleichgeschlechtlichen Paaren den Segen. Ich will hier
nicht in eine Diskussion einsteigen, es gäbe noch viele andere Dogmen und kirchliche Lehren, deren Sinn und deren Folgen mehr als fragwürdig sind. Ich überlasse diese Gedanken jedem
selbst.
Viele der heutigen, institutionalisierten Religionen (Kirchen) geben vor, Sicherheit zu vermitteln: „Sei stark im Glauben, dann ist Dir das Himmelreich sicher“, oder "Gehe den achtfachen Pfad und
Du erreichst das Nirvana". Die Sicherheit ist aber immer mit einer Bedingung verknüpft, ein „Hintertürchen“, das wiederum Angst erzeugt: „Wenn ich nicht stark genug glaube, komme ich nicht in den
Himmel, also in die Hölle oder wenn ich vom rechten Pfad abweiche, komme ich nicht ins Nirvana und verbleibe im "Elend des menschlichen Daseins" bzw. im "ewigen Rad" der Inkarnationen. Eine
andere Alternative gibt es nicht.
Es ist diese Angst, die uns leiden lässt, Angst diszipliniert.
Eine weitere Eigenschaft von Religionen sind Regeln, die von der jeweiligen „höheren Instanz“ übermittelt (gechannelt?) wurden. Moses empfing die zehn Gebote, Mohammed den Koran, Laotse das Daodejing, Buddha, der Erleuchtete, gab die fünf Silas und den achfaltigen Pfad an seine Schüler. Die zentrale Lehre von Jesus ist uns als "die Bergpredigt" bzw. "Die Feldpredigt" in den Evangelien von Matthäus und Lukas überliefert.
Diese Regeln waren in ihrer Zeit ein "Fortschritt" im Vergleich zur Ungeregeltheit, jede Gesellschaft braucht und hat Regeln. Es ist eine Frage des Bewusstseins. Menschen ohne Selbstbewusstsein, ohne Verantwortungsbewusstsein, ohne Unrechtsbewusstsein, ohne das Bewusstsein der Verbundenheit mit allem was ist, brauchen Regeln. Hier erfüllen Religionen ihren Zweck, ebenso, wie die weltlichen Gesetze ihren Zweck erfüllen.
Der Ausgangspunkt jeder Religion, die Unsicherheit und die daraus entstehende Angst, wird von den religiösen Institutionen, den Kirchen, jedoch auch benutzt, um die Gemeinschaft zusammen zu halten, Gemeinschaft macht stark, Stärke ist Macht, Macht gibt Sicherheit.
So wurden oft die ursprünglichen „Botschaften“ verändert, ergänzt, interpretiert, ausgelegt und entsprechend verbreitet, um für die Kirchenväter Machtinstrument gegenüber ihrer Gemeinde zu sein.
Diese Strategie ist die Basis für Einfluss, auch über die Religionsgemeinschaft hinaus, hinein in weltliche Institutionen, wie Staat und Regierungen. In vielen Ländern gibt es religiös beeinflusste politische Parteien. Gleichzeitig ist sie der Grund für Glaubenskriege, Streit und Zersplitterung der Menschheit.
Die Religionsstifter hatten all das nicht im Sinn. Sie wollten ihrer jeweiligen Kultur und Umgebung (es gab noch keine Globalisierung) Lebenshilfen geben, die ein friedliches Miteinander und gemeinsames Streben nach einem – wie auch immer definierten – „besseren Leben“ fördern.
Im Kern vermitteln alle Religionen doch alle die gleiche Botschaft: Verhalte Dich richtig und Dir geht es besser! Das, was jeweils als "richtig" beschrieben wird, ist im Kern gar nicht so verschieden:
Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst.
Aber der Anspruch jeder Religion, für alle in gleicher Weise der einzige Weg zu sein, basiert auf ihrem Ego. Auch Institutionen, - wie die Kirche - haben ein Ego, wie auch jeder Mensch. Die Erkenntnis oder das Bewusstsein zu gewinnen, dass es das individuelle Ego ist, was uns trennt und dass es möglich ist, durch Überwindung (im Sinne von Kontrolle gewinnen, nicht etwa auslöschen) des Egos - manche nennen es Transzendenz - nicht mehr zu leiden, ist für mich die „gute Botschaft“ der heutigen Zeit. Es hat nichts mit Glauben zu tun, es gibt kein Dogma und braucht deshalb keinen Kodex. Es ist eine Erkenntnis und auf dieser Ebene - für mich - Wissen.
Die dieser Webseite weitgehend zugrunde liegenden Informationen von einer Quelle außerhalb unserer physischen Existenz, haben nicht das Ziel eine neue Religion zu stiften oder bestehende Religionen zu verdammen. Es sind Informationen, die uns – jeden für sich – nachdenken lassen. Wir sollen sie nicht glauben, sondern sie in unserem täglichen Leben, im Zusammensein mit anderen, überprüfen und validieren oder verwerfen. Sie stehen auch nicht im Widerspruch zu den Weltreligionen. Für mich bringen sie zusammen, was Religionen getrennt haben.
Das Lateinische „religere“ heißt „wieder verbinden“. Das Bewusstsein, mit allen Menschen, mit allen Kreaturen, mit allen Erscheinungen des Universums und damit mit „Alles was ist“ verbunden zu sein, beinhaltet Liebe. Das ist die zentrale Botschaft aller Religionen, es wird nur nicht von allen ihren Mitgliedern so gelebt.
Liebe zu Gott ist gleichbedeutend mit Liebe zu allem was ist und fängt mit Liebe zu sich selbst an. Man kann nur in dem Umfang lieben, wie man sich selbst liebt. Von der Erkenntnis bis zur Umsetzung und Integration in unsere Leben ist es ein langer, schwieriger Weg. Man darf stolpern, man darf es vergessen. Wenn man sich wieder erinnert, steht man wieder auf und geht weiter. Jeder geht seinen eigenen Weg. Maßregelungen von außen helfen nicht auf diesem Weg. Die Wahrheit finden wir in uns selbst, nicht im Außen. Wir können die Welt nicht ändern, wir können auch andere Menschen nicht ändern, aber wir können uns selbst ändern, ohne jede Einschränkung. Das einzige Hindernis ist die Dominanz unseres Ego, die uns verleitet, für andere bestimmen zu wollen, was für sie richtig ist.
Gott ist ein Teil von uns, wir sind alle ein Teil von Gott. Dieses Bewusstsein ermöglicht Kontakt auf „Augenhöhe“. Nicht Ehrfurcht sondern Bewusstsein ist der Weg, nicht Angst sondern Liebe.
Das ist meine Weltanschauung, auch andere Ansichten sind natürlich möglich.
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