MICHAEL nennt sieben verschiedene mentale Einstellungen, die ein Mensch zur Auffassung der Geschehnisse eines Lebens haben kann. Nicht gemeint sind spezifische Einstellungen zum Beispiel zu Kunst, Musik, Religion oder zu konkreten Personen im Sinne von mögen oder nicht mögen.
Es geht um eine grundsätzliche, man könnte sagen philosophische Perspektive, die auf Vorurteilen basiert, die sich aus Erfahrungen ergeben haben und ist daher eine Art Wahrnehmungsfilter.
Mit einer bestimmten Einstellung sieht man nicht das ganze Bild, wertfrei und unvoreingenommen, sondern fokussiert sich auf einen Ausschnitt, der einem wesentlich zu sein scheint. Die Begriffe
sind uns geläufig, wir verwenden sie gern, um Menschen zu typisieren, sie sind aber nur eine von vielen Facetten der Persönlichkeit.
Wenn das Ziel beschreibt, was man im Leben für das Wichtigste hält, generell und auch in konkreten Situationen und der Modus die Art und Weise ist, mit der man dieses Ziel anstrebt, so ist die
Einstellung ein Interpretationsmuster für die Wirklichkeit, und damit prägend dafür, wie wir unsere persönliche Realität wahrnehmen und wie wir sie erfahren, also unsere Meinung darüber
bilden.
Jeder Mensch hat seine eigene Realität. Es ist seine subjektive Wahrnehmung. Ein gutes Beispiel ist die Befragung von Zeugen nach einem Unfall oder Verbrechen. Der objektiv gleiche Vorgang wird
von jedem unterschiedlich beschrieben. Jeder hat seine Wahrheit. Die Summe dieser Wahrheiten verbreitert die Perspektive ist aber oft auch widersprüchlich. Bei der Bewertung von Aussagen ist die
Kenntnis über die jeweilige Einstellung des Beobachters nützlich. Das gilt entsprechend natürlich für jede Kommunikation.
Übersicht über die Einstellungen
Die sieben Einstellungen sind in der Bevölkerung nicht gleichmäßig vertreten. Am häufigsten finden sich Realisten (30%), Idealisten (30%) und Pragmatiker (20%) Die anderen Einstellungen sind
jeweils mit ca. 5 % vertreten.
Man kann von keiner Einstellung sagen, sie wäre richtig oder falsch. Jede hat eine Form von eingeschränkter Wahrnehmung und basiert auf einem entsprechenden Vorurteil. Alle können positiv oder
negativ gelebt werden und haben daher Gültigkeit und Berechtigung. In der Summe ergeben sie ein facettenreiches Bild, das das Leben ausmacht.
Die Einstellungen im Einzelnen:
Für den Stoiker gibt es keinen Grund, sich über irgendetwas zu erregen oder in das Geschehen lenkend einzugreifen. Er hat seinen inneren Frieden und lässt sich durch
nichts aus der Ruhe bringen. Was in der Welt geschieht hat für ihn keine Bedeutung. Das einzige was zählt ist sein heiterer Gleichmut, den er schätzt, der für ihn richtig ist und den er durch
nichts beeinträchtigen lässt. Sein inneres Sein verleiht ihm die Stärke, allem was kommt, unbeeindruckt zu begegnen. Diese Einstellung
liegt mit der Energie 1 im ordinalen Pol auf der Inspirationsachse. Seneca, ein bedeutender Vertreter der altgriechischen Philosophie der
Stoa, hat so gelebt.
Die Energie 1 verbindet ihn mit der Rolle des Helfers. Das bedeutet keinesfalls, dass alle Stoiker auch Helfer sind oder umgekehrt. Für einen Helfer, z. B. in einer Position als Krankenschwester
in der Notaufnahme oder als Angestellter bei der Kfz-Zulassungsstelle, ist es wichtig, seinen Job zu machen, egal welche Schwierigkeiten sich einstellen oder welchen Anfeindungen man ausgesetzt
ist. Die Klagen von Patienten oder das Gequengel von Wartenden in einer Schlange vor einem Schalter halten einen auf, wenn man versucht, darauf einzugehen. Gleichmäßige Freundlichkeit und
Beständigkeit sind hier der beste Weg die Arbeit zu erledigen und letztlich jedem zu helfen.
Im positiven Pol ist Ruhe, Gelassenheit und Ausgeglichenheit die Stärke, die es ermöglicht alles was kommt zu handhaben und das Beste draus zu machen. Nicht gegen etwas zu kämpfen, sondern sich
den Umständen zu ergeben ist hier die Maxime, um aktiv zu leben und Freude zu haben, auch wenn eine Situation schwierig ist und andere verzweifeln.
Im negativen Pol – Gleichgültigkeit – fehlt die Zielorientierung. Abgestumpft, resignierend, ins Schicksal ergeben fehlt die Kraft, etwas zu erreichen. Man schaltet ab, sagt zu allem „Ja“, auch
wenn man „Nein“ sagen möchte. Der Satz: „Ich kann ja doch nichts daran ändern“ zeugt von Passivität, Apathie und Hoffnungslosigkeit. Es fehlt dann auch die Selbsterkenntnis von eigenen Fehlern,
das Schicksal ist Schuld, ich kann nichts dafür. Hinter diesem negativen Pol versteckt sich oft die Angst vor enttäuschten Hoffnungen oder auch die Angst, gegen den Willen der „höheren Macht“ zu
opponieren. Die Strategie ist Resignation mit der Folge von Leiden und Leere. Wenn Menschen ihre Sprache verloren haben, nur noch stumm und auch nicht ansprechbar sind, stecken sie hier fest. Der
Weg heraus führt über den positiven Pol des Spiritualisten (gleiche Achse), nämlich Verifikation. Durch Nachprüfung der Auffassung, ob sich wirklich nichts ändern lässt, kommt man in kleinen
Schritten zu Erfolgserlebnissen und kann so eine optimistischere Haltung erlangen und das „Tal der Tränen“ verlassen.
Skeptiker sind – wenn man so will – Mensch gewordener Zweifel; "Da wäre ich mir aber nicht so sicher" oder auch "ja, aber …" ist ihre Devise. Sie brauchen einen Berg von
Beweisen, bevor sie überzeugt sind und oft bleiben dann immer noch „Restzweifel“. Nur der Intellekt zählt, mit Gefühlen, Ahnungen und Glauben können sie nichts anfangen. „Ich glaube nur, was ich
selbst gesehen habe“ Ihre Einstellung hat die Energie 2 und liegt auf der ordinalen Seite des Expressionsachse.
Die Energie 2 verbindet den Skeptiker mit der Rolle des Gestalters. Wissensdrang, Zweifel an Althergebrachtem und Aufdeckung von Fehlern, um etwas Besseres zu finden, ist hier die Triebfeder.
Wissenschaftler und auch Journalisten haben oft eine skeptische Einstellung, sie nützt ihnen bei ihrer Aufgabe auf der Suche nach „Der Wahrheit“.
Skeptiker lassen nur „erlebte“ Beweise gelten, nachvollziehbare, physische, greifbare und messbare Ergebnisse sind die Entscheidungsbasis für ihre Meinungsbildung. Persönliche Einsichten von
anderen lassen sie gelten, als das was sie sind, nämlich nicht als Tatsachen sondern nur als Möglichkeiten, in jedem Fall aber nicht brauchbar, um daraus endgültige Schlüsse zu ziehen.
Bereiche, die typischerweise nicht überprüfbar sind, wie Religion oder Philosophie, interessieren sie entweder nicht oder sie lehnen sie konsequenterweise ab, manchmal auch mit großem
Sendungsbewusstsein, den Glauben von anderen zu erschüttern, denen sie Naivität vorwerfen.
Die Wahl dieser Einstellung hat – wie jede andere auch - Vor- und Nachteile: Einerseits lässt man sich nicht leicht aufs Glatteis führen. Schaumschläger und Trickser werden schnell von Skeptikern
entlarvt. Andererseits entgehen den Skeptikern viel von dem Charme des Unerklärlichen und der Blick auf das große Bild der Schöpfung. Was man nicht glaubt, sieht man auch nicht.
Investigativ sein, sich also im positiven Pol von Skepsis befinden, kann viel bewirken. Vorurteilsfreies Hinterfragen, genaues Hinsehen, Forschungsdrang zur Aufdeckung von Unsicherheiten hat der
Welt viele Erkenntnisse und Errungenschaften beschert.
Viele Erkenntnisse hatten aber nicht dauerhaft Bestand, weil es Menschen gab, die in Frage gestellt haben, weiter gesucht und geforscht haben, weil Zweifel bestanden und neue Fakten entdeckt
wurden. Die Wahrheit ist nicht absolut und nicht konstant. Einstein revolutionierte das Weltbild von Newton und die heutigen Quantenphysiker stellen Aussagen von Einstein in Frage. Das ist der
Nutzen, den Skeptiker immer wieder der Menschheit leisten. Zweifel an der Endgültigkeit von Wissen ist der Beitrag der Skeptiker an ihrer Entwicklung
Im negativen Pol herrscht Misstrauen. Nicht im Zweifel für den Angeklagten, sondern jeder ist schuldig, wenn er nicht das Gegenteil beweisen kann. Jeder erste Anschein könnte nicht nur, sondern
wird wahrscheinlich falsch sein. Die Beweislast wird umgekehrt. Dahinter steckt die Angst, Fehler zu machen, dafür wird Unfairness in Kauf genommen.
Die negative Erwartungshaltung sucht nach Problemen und nicht nach Lösungen. Das hemmt den Fortschritt und wird deshalb als unangenehm empfunden. Skeptiker sind nicht allseits beliebt.
Es gibt so genannte Berufsskeptiker, die nicht ergebnisoffen recherchieren, sondern versuchen, ausgehend von einer vorgefassten Meinung, die meist konservativ wenn nicht sogar reaktionär ist
(„das steht schon in der Bibel“ oder „ das habe ich schon in der ersten Klasse gelernt“) ihre Betrachtungsweise der Fakten anderen aufzuzwingen. Ihr Sicherheitsbedürfnis empfiehlt ihnen hier als
Strategie, Skepsis vor allem Neuen; das blockiert Entwicklungen.
Engstirnigkeit ist in jedem Fall dem negativen Pol zuzuordnen, denn die Seele ist immer aufgeschlossen für Neues, sucht neue Erfahrungen und Einsichten und möchte nicht eingeschränkt sein oder
werden.
Der Weg aus dem negativen Pol gelingt über die Einsicht, dass nicht hinter jedem Baum ein Indianer steht und nicht jeder Narr oder Ignorant böswillig ist (dieser Beweis lässt sich antreten). Ein
bisschen Vertrauen ist ein Anfang. Menschen sind verschieden und doch Eins. Skepsis hat ihre Berechtigung, das Problem liegt wie immer in der Übertreibung und der damit verbundenen
angstinduzierten negativen Einstellung.
Ein gutes Beispiel für einen Zyniker ist Harald Schmid; ein Verkünder, der mit seinem Zynismus als Showmaster stark polarisiert. Zynismus ist die Einstellung mit der Energie 3,
ordinal auf der Aktionsachse. Die Energie 3 spiegelt sich hier in dem Wunsch, Unheil zu verhindern, was den vollen Einsatz erfordert, Schwachstellen aufzudecken und den Finger in die offene Wunde
zu legen.. Sie müssen selbst etwas aktiv tun, woran andere nicht denken. Mit ihrer Kritik fordern sie die anderen heraus, ihre Meinung zu testen und die Qualität zu beweisen. Zyniker sind die
perfekten Prüfer oder Sicherheitsexperten, Kabarettisten leben sie oft aus und auch Bodyguards profitieren von dieser Einstellung.
Diese Einstellung wird selten gewählt und ist oft schwierig, für den der sie hat und für die, die damit konfrontiert sind. Zyniker haben meist nur wenige Freunde, die ihren Respekt verdient haben
müssen, um als solche akzeptiert zu sein. Abhängig von den anderen, gleichzeitig aktiven Overleaves, kann ein Zyniker als nützlich oder auch als extrem unangenehm erlebt werden.
Argwohn und das Bewusstsein, nicht alles zu wissen und daher der Gefahr zu unterliegen, auf ein trügerisches schönes Bild hereinzufallen, lässt sie zögern. Sie denken immer in Kategorien des
größten anzunehmenden Unfalls und Szenarien des denkbar schlimmsten Falles, der eintreten kann. Auch wenn alles doppelt und dreifach geprüft ist fühlen sie sich meist noch nicht sicher.
Diese negative Erwartungshaltung basiert auf lebenslangen Erfahrungen, auf die sich der Zyniker einstellt. Ursache ist ein Wahrnehmungsfilter, der positive Erfahrungen als „normal“ ausblendet und
nur die negativen Erlebnisse bewusst wahrnehmen lässt.
Nach dem Gesetz der Anziehung führt diese negative Erwartungshaltung dann auch tatsächlich oft zu negativen Ergebnissen. Die Mechanismen in unserer komplexen Welt mit vielen unbekannten Größen
und Einflussfaktoren lassen sich nicht immer im Voraus vollständig modellhaft abbilden. Restrisiko ist ein beliebtes Schlagwort (siehe Atomindustrie), man muss damit leben. Ein Zyniker kann das
nicht oder nur sehr schwer.
Beim Zyniker kommt also Murphys Gesetz zum tragen: „Alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen.“ Manche Menschen ergänzen dieses Zitat humorvoll weiter: … und es kommt immer schlimmer,
als man vermutet und zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Zyniker sind nicht missmutig, sie leiden nicht unter den Katastrophen, weil sie sie erwarten. So können sie auch nicht enttäuscht
werden.
Ihr gelegentlich absurder Humor – man könnte auch sagen Galgenhumor – hilft ihrer Umgebung, mit ihren zynischen Bemerkungen umzugehen. Sie kaschieren damit ihre Einstellung, die sie oft selbst an
sich nicht mögen und deshalb verbergen möchten.
Im positiven Pol steht begründeter Widerspruch. Leichtfertigkeit wird kritisiert und konstruktive Gegenvorschläge für eine bessere Alternative werden unterbreitet. Glauben heißt nicht wissen und
nur geprüftes Wissen zählt, dabei haben sie im Idealfall Ausdauer und Standfestigkeit, wenn dieser Modus mit gewählt wurde. Mögliche Fallstricke und Tücken werden erkannt und angesprochen. Die
Kommunikation ist originell, geistreich und oft witzig, weil das zur Überzeugung besser beiträgt als Quengelei und Schwarzmalerei.
Im negativen Pol steht Abwertung. Die Weigerung, auch die positive Seite zu sehen, wird durch Sarkasmus und grundlose Kritik zum Ausdruck gebracht. Andere Einstellungen werden verunglimpft, man
weigert sich überhaupt hinzuhören. Negative Wortwahl, die verletzt aber nichts nützt, nichts verbessert, sondern nur auf das zu erwartende negative Ergebnis hinweist, ohne etwas für die
Verhinderung zu unternehmen, ist kennzeichnend.
Der Weg aus dem negativen Pol gelingt durch die Erkenntnis über den vorliegenden Wahrnehmungsfilter. Offene Betrachtung und die mehr realistische Wahrnehmung, dass alles schief gehen kann aber
nicht zwingend muss bringt einen zurück in den positiven Pol.
Der Pragmatiker hat eine neutrale, assimilierte Einstellung mit der Energie 4. Sein Blickwinkel auf die Welt ist unparteiisch, er verfolgt aufmerksam das Geschehen und bewertet
nicht mit erhobenem Zeigefinger, mahnt nicht und propagiert auch keine Glaubenssätze. Er diskutiert nicht, sondern er handelt.
Nutzen steht im Zentrum der Betrachtung. Alles was nützt, also etwas weiter oder nach vorn bringt, ist gut, weiteres Nachdenken also nicht erforderlich. Sie quälen sich nicht mit Zweifeln und
ihre Ansprüche sind nicht perfekt oder ideal. Was nützt das? Wozu ist das gut? Was kann ich damit anfangen? Was bewirkt es und was ändert sich dadurch? Das sind die einzig wichtigen Fragen für
einen Pragmatiker.
Eine Idee, die sich nicht umsetzen lässt oder keine positive Veränderung bewirkt, ist für ihn nichts wert. Diese Einstellung ermöglicht schnelles Handeln und das ist das einzige, worauf es ihm
ankommt. Probleme sind so schnell vom Tisch. Er vertraut seinen eigenen Erfahrungen und ist auch an Erfahrungen von anderen interessiert, aber nur solange sie Nutzen stiften. Alles wird
ausprobiert und auf Tauglichkeit überprüft. Konsequent wird alles andere abgelehnt, verworfen und nicht weiter verfolgt. Ein Pragmatiker wird sich nie verzetteln.
Pragmatiker sehen die Welt als problemlos funktionierendes System. Es interessiert sie nicht, ob etwas schön oder hässlich ist, sie lassen sich nicht beeindrucken durch Glück oder Leid,
Anerkennung oder Missachtung. Sie kennen keine Vorurteile und lassen sich nicht leiten von Ideologien, Moral, Philosophie oder gar Modeerscheinungen.
Ein gutes Beispiel ist Rüdiger Nehberg, einem Überlebenstrainer, dem auch in Extremsituationen immer etwas einfällt, um sich durchzuschlagen und Probleme zu lösen. Die Kunstfigur MacGyver aus der
gleichnamigen Fernsehserie ist für mich hier ebenfalls ein Kandidat. Pragmatismus zeigt sich aber auch in ganz normalen Lebenssituationen und muss nicht immer spektakulär sein.
Im positiven Pol ist der Pragmatiker sorglos, er kennt immer eine Lösung für ein Problem oder weiß sich zu helfen, was auch immer ansteht. Er ist flexibel, geschickt und speditiv. Er hat immer
einen Plan B, er bringt alles zum Laufen, Improvisation ist sein Metier. Wenn ein Keilriemen reißt, tut es auch ein Damenstrumpf. Hilfe wird gern angenommen, so geht es schneller, das ist der
Nutzen.
Im negativen Pol steht Rechthaberei. Es fehlt die Bereitschaft Neues zu probieren. Er wird nicht nach neuen Lösungen suchen, solange es die bewährten Methoden tun. „Das ist praktisch, so
haben wir es schon immer gemacht und so werden wir es wieder machen, weil es so funktioniert!“ Das ist anmaßend. „Nur ich weiß, wie es zu gehen hat.“ Hilfe wird abgelehnt mit der Befürchtung,
dass es nichts nützt. Es schwingt hier auch eine gute Portion Sturheit mit und man kann dieses Verhalten deshalb auch mit diesem Haupthindernis verwechseln.
Pragmatiker können leicht zu anderen Einstellungen wechseln, wenn das für ihn oder die Situation nützlich ist. In einer Beziehung z. B. mit einem Menschen mit der Einstellung des Skeptikers wird
er vielleicht zeitweise eine idealistische Einstellung annehmen, um auszugleichen und die Balance wieder herzustellen. Der Haussegen ist gerettet, das ist der Nutzen.
Der Idealist hat die Einstellung, dass alles in der Welt perfekt und vollkommen sein sollte. Sie liegt im kardinalen Pol auf der Expressionsachse mit der Energie 5. Seine Vision
ist seine Botschaft und er trägt sie aktiv und mit Optimismus vor sich her, mit dem Ziel, seine Mitmenschen zu überzeugen und zu gemeinsamer Anstrengung zu motivieren. Er meckert nicht, sondern
zeigt Alternativen auf. Er ist immer gut drauf und lässt sich gewöhnlich die gute Laune auch nicht vermiesen. Die sprichwörtliche rosarote Brille ist ein Attribut von Idealisten.
Ideale gibt es viele und so besteht die Möglichkeit, sich auf eines oder einige zu fokussieren, wie z. B. die Umwelt, den Weltfrieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Gemeinsinn oder Ästhetik. Oft sind
es aber auch die kleineren Dinge, wie Sauberkeit, Ordnung, Pünktlichkeit oder Verlässlichkeit, Anstand oder Höflichkeit. Ideale können wechseln, der Anspruch auf Perfektion bleibt bestehen,
ebenso die positive Erwartungshaltung, selbst wenn Enttäuschungen eintreten. Idealisten wollen und können verändern. Nach dem Gesetz der Anziehung haben sie mit dieser Einstellung meistens auch
Erfolg, vor allem, wenn sie mit ihren Idealen auf dem Teppich bleiben.
Idealisten sind oft Partner von Menschen mit anderen Einstellungen. Realisten und Pragmatiker können den Idealisten etwas bremsen und ihn so auf den Boden der Tatsachen zurückführen. Auch mit
einem Skeptiker, der ja genau auf der anderen Seite der Expressionsachse liegt, kann sich der Idealist ergänzen, wenn andere Overleaves gut harmonieren und so eine Balance der Extreme zu einem
für beide befriedigendem Leben führt.
Im positiven Pol kreieren Idealisten ihr Bild von der Welt, wie es sein sollte und haben die Tendenz, die Wirklichkeit diesem Bild anzupassen. Es ist das so genannte „große Bild“, Kleinigkeiten
fallen unter den Tisch. Sie sehen einfach nur das Gute und Schöne. „Es ist doch nur zu deinem Besten“, „ist doch nicht so schlimm“, „es wird schon gut gehen“ oder „war doch bestimmt nicht mit
Absicht“ sind typische Sätze von Idealisten. Sie „beschönigen“, damit es für sie gut ist. Mit anderen Worten: Sie lassen ihr Ideal mit der Wirklichkeit verschmelzen. Ihre Ausstrahlung ist immer
positiv, sie sind fröhlich und optimistisch, Ihr Leben ist für sie einfach ideal und sie verstehen oft nicht, dass andere das anders sehen. Eine ganzheitliche Betrachtungsweise führt dazu, dass
sich in allem Negativen immer auch etwas Gutes finden lässt.
Im negativen Pol blenden sie alles aus, was nicht zu ihren Idealen und den damit verknüpften Erwartungen passt. Sie hegen falsche, überhöhte Erwartungen, was zu großen Enttäuschungen führen kann.
Sie verlieren den Bezug zur Realität. Illusionen bestimmen ihr Leben. Sie bauen Luftschlösser und glauben es, wenn ihnen Menschen das Blaue vom Himmel versprechen oder wenn in Büchern Ideale
verherrlicht werden.
In der Literatur findet sich ein gutes Beispiel für einen Kämpfer als Idealist mit starkem Hang zum negativen Pol in der Figur des Don Quixote. Er wurde für verrückt gehalten, aber er folgte unermüdlich seinem Ideal, dem Rittertum. Seine Wahnvorstellungen wurden nicht verstanden und auch sein pragmatischer und mit gesundem Menschenverstand ausgestatteter Begleiter Sancho Panza konnte daran nichts ändern. Ungeachtet, wie oft er niedergeschlagen wurde, er stand immer wieder auf, weil sein Ideal im Kraft und Optimismus gab. Erst auf dem Totenbett kam er zur Einsicht seines Trugbildes.
Naivität führt zu einer Art von Abgehobenheit und Weltfremdheit, die es sehr schwer macht, die Ideale zu erreichen oder sich ihnen anzunähern. Das ist die Form von Idealismus, die unglücklich machen kann.
Auch hier ist es eine Angst, die in den negativen Pol treibt: Die Angst vor der Hässlichkeit
und dem Bösen, die nicht zu einem idealistischen Weltbild passen. Der Weg heraus geht
über praktische Erfahrung. Hör auf zu träumen, mach Dich schmutzig, wenn es sein muss, wende Dich nicht ab von "dem Bösen", sondern schau ihm in die Augen. Erkenne die Realität der dualen Welt
und finde dann heraus, wie sie sich für Dich verbessern läßt.
Der Spiritualist hat ebenfalls eine optimistische Einstellung. Mit der Energie 6 des Priesters liegt sie auf der kardinalen Seite der Inspirationsachse.
Spiritualisten sehen die Welt als ein andauerndes Entwicklungsprojekt. Es geht ihnen um die Erreichung eines „höheren Zustandes“, sei es Bekehrung, Erlösung, Erleuchtung oder Erwachen aus einer
religiösen oder esoterischen Position, es kann aber auch ganz weltlich sein, wenn es um eine gerechtere Welt, eine höher entwickelte Gesellschaft, einen besseren Platz zum Leben oder auch um den
Naturschutz geht, und die Inspiration und Motivation dazu, aus dem Glauben an das Gute stammt.
Spiritualisten lieben Fröhlichkeit und Spaß auch wenn sie selbst nicht unbedingt Komödianten sind. Singen, tanzen, spielen, trommeln und Orgelspiel sind Ausdrucksformen, die sie mit der Ebene
jenseits des Physischen verbinden. Die Gefühlswelt spielt eine große Rolle, sie spüren Feinstofflichkeit und Schwingungen und diese sind für sie Wegweiser auf ihrem Pfad.
Im Unterschied zum Idealisten sieht er die Welt, wie sie sein könnte und seine Perspektive ist dabei langfristig. Er hat eine deutlich negativere Wahrnehmung des Ist-Zustandes, der Realität im
Hier und Jetzt und sieht permanenten Handlungs- und Überzeugungsbedarf. Seine Inspiration treibt ihn an und es geht ihm um das Ganze, wie auch dem Idealisten. Der Spiritualist vertraut, glaubt
und hofft, wo andere zweifeln, leugnen, verlangen oder wünschen. Er glaubt an das Glück, hofft auf einen guten Ausgang und vertraut auf Gott oder wie er sonst die höhere, geistige Instanz nennt,
zu der er sich bekennt.
Nicht nur Priester, Schamanen und andere Esoteriker finden sich bei den Spiritualisten, auch Psychologen, Ökologen und Menschen, die eine große Affinität zur Natur haben, empfinden sich oft als
spirituell.
Ethik, Edelmut und Moral und gehören für sie dazu, weil es ihnen darum geht, es richtig zu machen. Das erwarten sie auch von ihren Mitmenschen und sind überrascht (oder auch entsetzt), wenn es
nicht so ist. Selbstgerechtigkeit oder Moralisieren wird ihnen dann von der anderen Seite vorgeworfen oder auch Bigotterie, wenn ihre Ansprüche an sich selbst und die anderen nicht mit der
gelebten Wirklichkeit übereinstimmen.
Der positive Pol ist Verifizierung. Es geht also um Überprüfung und Bestätigung von „als wahr“ angenommenen Standpunkten und Einsichten, nicht im Sinne von „Suchen der Fakten“, wie beim Skeptiker
oder beim Realisten, sondern eher um das Trennen von Wahrheit und Lüge. Der Spiritualist glaubt zwar an „seine Wahrheit“, erkennt aber im positiven Pol, dass es auch andere Wahrheiten gibt, neben
offensichtlichen oder aufzudeckenden Lügen.
Im Negativen Pol steht blinder Glaube oder Gutgläubigkeit. Hier jagt der Spiritualist allem nach, was den Anschein von Ursachen oder Quellen auf der höheren Ebene hat. Menschen, die sich mit
Channelings beschäftigen oder Botschaften aus dem Jenseits empfangen und alles glauben, was aus dieser Richtung kommt, unterliegen der großen Gefahr in den negativen Pol abzugleiten. Sie lassen
sich in Ängste treiben oder geben sich Hoffnungen hin, werden ausgenutzt und betrogen, mindestens jedoch verspottet. Sie wollen ihr zukünftiges Schicksal ergründen mit Astrologie, Tarot,
Wahrsagern oder in Teeblättern, sie benutzen Orakel oder Kinesiologie, um „die Wahrheit“ zu erfahren. Sie sehen Omen und fürchten sich vor Freitag dem 13. , sie folgen dem Aberglauben ihrer
Vorväter, verschütten kein Salz und wenden sich ab, wenn eine Katze den Weg von rechts kreuzen möchte. Sie gießen Blei an Sylvester und vertrauen auf die Wirkung von Amuletten, die sie im Urlaub
erstanden haben oder die Kraft eines Gebetstextes aus einem Buch.
Meine persönliche Anmerkung dazu:
Auch wenn es die absolute Wahrheit nicht gibt und sich nicht alles niet- und nagelfest auf den Wahrheitsgehalt prüfen lässt, so kann man doch die Spreu vom Weizen trennen. Selten ist etwas völlig
falsch oder absolut richtig. Es gibt es doch viele Anhaltspunkte für Betrug, Ausnutzung, Imitation und Scharlatanerie. Lügen lassen sich aufdecken. Eine „gesunde“ Portion Skepsis versucht zu
verifizieren, nicht pauschal sondern im Detail.
Alle Aussagen über die Zukunft – egal auf welchem Weg erlangt –haben einen hohen Unterhaltungswert und zeigen bestenfalls Möglichkeiten, geben aber nie letzte Sicherheit. Alle „Hilfsmittel“ die
einem aufgeschwatzt und für viel Geld verkauft werden, haben keinen persönlichen Bezug, es gibt keine Allheilmittel. Rituale, die abgeschaut oder nachgemacht werden, haben keine Kraft, solange
die Schwingung nicht richtig ist und die kommt aus unserem Inneren und nicht von Außen, man kann sie auch nicht in Seminaren erlernen. Gebete wirken durch das damit verbundene Gefühl und nicht
durch die Worte.
Der Weg aus dem negativen Pol lässt sich im positiven Pol vom Stoiker „Gelassenheit“ finden. Lassen Sie sich nicht von den Rückschlägen im Leben beeindrucken. Sie gehören dazu, es gibt immer Aufs
und Abs, so ist das kosmische Gesetz der Schwingung zu verstehen. Es kann nicht immer nur aufwärts gehen, so wie es auch nicht kontinuierlich bergab geht mit der Welt. Darauf kann man vertrauen,
wie es die Geschichte seit Anbeginn der Zeitrechnung beschreibt.
Der Realist ist ein aufmerksamer Beobachter seiner Umgebung. Mit Bodenhaftung versucht er objektiv möglichst alle Perspektiven zu ergründen und nicht voreilig zu bewerten. Seine Einstellung ist kardinal auf der Aktionsachse mit der Energie 7 des Herrschers. Sein Handeln basiert auf Fakten und Tatsachen und nicht auf Fantasie, das kann er klar trennen.
Er ist ohne Visionen, nicht Optimist und nicht Pessimist, kein Schöngeist und kein Querulant, sondern illusionslos, unvoreingenommen und sachorientiert. Er ist ernsthaft und auf Seriosität
bedacht. Bei Entscheidungen geht es ihm um die beste Alternative. „Lasst uns die Sache realistisch betrachten.“ Plus- und Minus- Listen helfen ihm, wenn Emotionen außen vor bleiben.
Realisten behalten immer ihren klaren Kopf, behalten die Übersicht und lassen sich nicht ins Bockshorn jagen. Im Gegensatz zum Zyniker (auf der gleichen Achse) sucht er nach „Weiß“, wo hingegen
der Zyniker bohrt, um „Schwarz“ zu finden. Beide schätzen Einfachheit und können in ihrer Ausdrucksweise kurz und trocken sein, pointiert und ohne Schnörkel. Man weiß, woran man ist. Realisten
sind berechenbar.
Der positive Pol des Realisten ist „Wahrnehmung“. Wenn er alle seine Sinne benutzt, verschiedene Betrachtungsweisen ergründet, stets wach und aufnahmebereit ist und nichts hinein interpretiert,
was nicht ist, kann er durch nichts überrascht werden und ist stets Herr der Lage. Er durchschaut das Geschehen im wahrsten Sinne des Wortes, es ist ihm klar, was passiert und warum es passiert
und so lässt er es geschehen. Er lebt im Hier und Jetzt, das ist was zählt, nicht die Vergangenheit und nicht die Zukunft. Emotionen, im Sinne von Hoffnung oder Befürchtung, Meinungen und
Vermutungen die eventuell an ein Geschehen geknüpft sind, sind zweitrangig. Die Zeit wird es zeigen. Neue Fakten bringen neue Entscheidungen.
Im negativen Pol stütz sich der Realist auf Vermutungen.“ Ich schätze, so ist es wohl“ oder „vermutlich ist es egal, wie man es betrachtet“ sind typische Sätze eines Realisten im negativen Pol.
„Kann man so machen“, sagt er, oder „Ist mir alles Recht““, um nicht unsicher zu wirken oder um nicht jemanden vor den Kopf zu stoßen, denn das ist die Befürchtung, die dahinter steckt. Er möchte
nicht voreilig oder gar mit Vorurteilen entscheiden, Objektivität und Gerechtigkeit sind sein höchstes Gut.
Unkalkulierbare Abhängigkeiten sind ihm ein Gräuel. Fehlen ihm Informationen ist das für ihn ein Zeichen der Schwäche, er kommt in Bedrängnis. Wenn ihm verschiedene Alternativen gleichwertig zu
sein scheinen fällt keine Entscheidung und auf Befragen kommt nur endloses „Wenn und Aber“, „Wischiwaschi ohne auf den Punkt zu kommen. Eine einfache Ja/Nein-Frage wird ausgiebig von allen Seiten
betrachtet und analysiert ohne eine klare Antwort zu liefern.
„Warten wir es ab“ ist dann auch oft das letzte Statement. Ein Realist möchte stets nach Lage der Dinge entscheiden und legt sich daher nicht fest und lässt die Entscheidung offen, wenn diese für
ihn unklar ist. Sich festlegen bedeutet für einen Realisten, die Verantwortung dafür zu übernehmen, wenn ihm Fakten fehlen oder die Faktenlage nicht eindeutig ist, versucht er sich
herauszuwinden. Entweder wird ihm dann die Entscheidung abgenommen oder es geschieht nichts.
Der Nachteil im Entscheidungsprozess eines Realisten ist also, dass zuviel Objektivität auch hemmen kann. Auf der anderen Seite kann man davon ausgehen, dass Entscheidungen eines Realisten mit
großer Wahrscheinlichkeit wohl abgewogen, fundiert und gerecht sind.
Der Weg aus dem negativen Pol gelingt oft über den positiven Pol der komplementären Einstellung, also hier die des Zynikers; „Widerspruch“. Im Ausschlussverfahren fängt man an nach Falschem zu
suchen und sich von der Betrachtung, dass alles gleich gut ist, zu lösen.