Alles hat zwei Seiten, das ist unsere Wahrnehmung in der physischen Existenz. Es ist diese Wahrnehmung, die eine Seele nur hier erleben kann. In einem gleißend hellen Raum kann man nichts sehen, es fehlt der Kontrast. Erst wenn auch Dunkelheit dazukommt, sind Wahrnehmung, die Auseinandersetzung damit und Erfahrung möglich.
Wir sind es gewohnt, zu vergleichen und zu bewerten. Oft neigen wir dazu, in Extremen zu denken. Etwas ist weich oder hart. Das Bewusstsein, dass alle Härtegrade zwischen diesen Extremen möglich und existent sind, relativiert unsere Bewertung. Gut und schlecht oder böse ist unser individueller Maßstab bei der Bewertung, der auf unseren persönlichen Erfahrungen beruht. Vergleicht man die Maßstäbe verschiedener Personen, wird man feststellen, dass sich alles relativiert.
»Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall, und welch schöne Sache ist doch der Krieg!«
Entgegen unsere Gewohnheit werden wir aufgefordert, nicht zu urteilen, nicht über andere und nicht über uns selbst. Warum?
Urteile sind immer subjektiv. Sie entsprechen nicht "Der Wahrheit". Sie geben nur Auskunft über den Maßstab des Beurteilers. Dieser Maßstab mag gesellschaftlich, politisch, humanitär oder auch spirituell akzeptiert sein, es ist dennoch nicht "Die Wahrheit". "Die Wahrheit" hat ebensoviel "Härtegrade", wie es zwischen hart und weich gibt.
MICHAEL gibt uns Pole für alle Merkmale der seelischen Struktur. Es sind die Endpunkte einer Skala und alles dazwischen ist ebenfalls möglich und existent. Es ist der Maßstab, an dem man ablesen kann, inwieweit menschliches Verhalten mit dem Entwicklungsziel der Seele übereinstimmt.
Wenn wir uns als Seele empfinden, die in einem menschlichen Körper Erfahrungen macht ist der jeweils positive Pol die "wahre Persönlichkeit" und der negative Pol die aus Sicht der Seele "falsche Persönlichkeit", die auf menschlichen Ängsten, übernommenen Glaubenssystemen und Prägungen basiert und die sie sich bewusst vor der Inkarnation so ausgesucht hat.
Die Erfahrung mit der "falschen Persönlichkeit" menschlichen Verhaltens ist es, was die Seele will, wenn sie inkarniert. Warum?
Nur so kann sie sich selbst erkennen, durch den Kontrast und nur hier ist das möglich.
In diesem Sinne ist "wahr" nicht "richtig und "falsch" nicht "unwahr". In der physischen Existenz gibt es nicht das eine ohne das andere.
Die Bezeichnungen "negativ" und positiv" beinhalten also keine Bewertung, sondern nur eine Fluss- oder Entwicklungsrichtung.
Es ist wie bei der Elektrizität. Strom fließt vom negativen zum positiven Pol. Es ist gerade das Spannungsverhältnis zwischen den beiden unterschiedlich geladenen Polen, was das ermöglicht.
Ohne Unterschiede gibt es keine differenzierte Wahrnehmung und ohne diese keine Erkenntnis.
Es ist vergleichbar mit einem Menschen, der Zeit seines Lebens in einem Keller eingesperrt war und dann die Tür aufgeschlossen bekommt. Er wird sich erst nicht zurecht finden. Er wird vorsichtige Erkundungen anstellen. Er wird lernen und sich weiterentwickeln. Er wird die neuen Erfahrungen integrieren und auf dieser Basis weiter lernen.
Nur in der Körperlichkeit der physischen Existenz ist diese Erkundung und diese Erfahrung möglich. Jenseits unserer physischen Welt gibt es keinen Unterschied zwischen männlich und weiblich, zwischen hell und dunkel, zwischen gut und böse, zwischen wach sein und träumen.
Nur die Illusion von Trennung und Getrenntsein, die die Seele in körperlicher Form als real wahrnimmt, erweitert das Bewusstsein der Seele.
So ist auch die Entwicklung der Seele zu verstehen über viele Leben hinweg. Es ist eine Bewusstseinserweiterung. Die Seele in all ihren Ausformungen, als inkarniertes Fragment einer Essenz, als Essenz, dem Fragment einer Seelenfamilie oder in einer der umfassenderen Verbindungen bis hin zum "Einssein", ist auf vielen unterschiedlichen Wegen dabei, durch Erfahrungen ihr Bewusstsein zu erweitern und zu vervollkommnen. Es gibt für "Bewusstsein" keine Grenzen oder Beschränkungen, es gibt kein "fertig sein" oder "alles erreicht haben". Das ist gemeint mit "Ewigkeit"
Der Mensch (Körper/Geist) leistet der Seele - wenn man so will - einen Dienst. Das ist der Grund, warum ein - in unserer Wahrnehmung - noch so verwerfliches Verhalten eines Menschen nicht
verurteilt werden soll. Karma sorgt für Ausgleich.
Das Urteil fällt die Seele nach einer Inkarnation im Hinblick darauf, wie groß ihr Lernfortschritt war, nicht nach dem "Wohlverhalten" des Menschen. Jede Erfahrung ist gültig und wertvoll, sagt
uns MICHAEL. Jede Erfahrung ermöglicht erst die schrittweise Erkenntnis und Entwicklung.
Ich finde es erstaunlich, wieweit die Menschheit als Ganzes noch von dieser Erkenntnis entfernt ist. Aber alles hat seine Zeit und seine Stunde.
Die Welt, in der wir leben, befindet sich an der Schwelle zwischen Jung und Erwachsen. Dieser Übergang ist es, den wir als so dramatische Veränderung erleben. Wir sind Teil des Prozesses, in welcher Rolle und in welchem Stadium der Entwicklung auch immer. Jeder leistet einen Beitrag. In dem wir uns verändern, verändern wir das Ganze und wir können einander dabei nur helfen, nichts erzwingen. Es ist gut, hier zu sein.
zum Seitenanfang