Mit "Persönlichkeit" beschreibt man das Charakterbild eines Menschen. Selbstbild und Fremdbild weichen dabei meist voneinander ab. Wie wir uns zeigen ist oft nicht das, was wir sind, sondern eine Maske, hinter der wir uns verbergen können und von der wir meinen, dass wir damit "gut" aussehen, was immer das bedeutet.
Diese Maske ist nicht unbedingt falsch, sondern nur "geschönt" oder den Umständen anpepasst.
Was ist nun Persönlichkeit und was kann daran falsch oder richtig, wahr oder unwahr sein?
Diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten. Gordon Allport, ein amerikanischer Psychologe, hat Persönlichkeit so definiert: „Persönlichkeit ist die dynamische Ordnung derjenigen psychophysischen Systeme im Individuum, die seine einzigartigen Anpassungen an seine Umwelt bestimmen.“ Es gibt aber - wie er selbst sagt - noch mindestens 50 weitere Definitionen in der Literatur, jenachdem, welchen Blickwinkel man anlegt und welchen Zweck man damit verfolgt.
Ich will versuchen - aus meiner Sicht - etwas Klarheit zu schaffen.
Unter Persönlichkeit versteht man die individuellen Einstellungen, Charaktereigenschaften, Vorlieben, das Temperament, Wertvorstellungen etc. Man kann auch die körperlichen Merkmale, die Intelligenz, die Fitness, oder den Status in der Gesellschaft, das Geschlecht, das Ansehen einer Person, den Familienstand und noch vieles mehr mit heranziehen, um eine Person zu beschreiben. Wichtig ist vielen auch einfach ihr Name, eventuell noch mit einem Titel vorneweg.
Alle diese Komponenten beeinflussen jedenfalls das Verhalten und sind deshalb gerade für Psychologen und Verhaltensforscher interessant.
Es gibt Persönlichkeitstheorien, Persönlichkeitsentwicklung, Persönlichkeitsstörungen und auch Persönlichkeitsspaltung, ein weites Feld der Beschäftigung für Anthropologen, Mediziner und auch für alle anderen, die sich mit der Bewertung von Menschen und menschlichem Verhalten befassen, z. B. auch Personalchefs und Lehrer.
Dahinter stecken Menschenbilder, die einer subjektiven Norm entsprechen. Psychisch gestört, psychisch krank, gesellschaftlich unangepasstes und unangemessenes Verhalten sind Wertungen aufgrund einer Norm, die individuell unterschiedlich gesetzt wird. Bestenfalls ist sie gesellschaftlich abgesichert, variiert jedoch von Kulturkreis zu Kulturkreis und von Zeitalter zu Zeitalter. Diese Normen sind also nicht die absolute Wahrheit.
Ich beziehe mich hier auf die Aussagen der Michael Teachings zu diesem Thema. Es wird dort zwischen der falschen Persönlichkeit und der wahren Persönlichkeit unterschieden.
Die wahre Persönlichkeit, als "persönliche Ausstattung" eines Seelenfragments für die körperliche Existenz während einer Inkarnation nennt MICHAEL "Overleaves". Auch dieser Begriff wird mal enger und mal weiter gefasst. Zu den "klassischen" Overleaves", die ich beschrieben habe, können neben dem Körpertyp auch noch weitere Aspekte hinzugenommen werden. Desweiteren sind Seelenrolle und die Castinginformation Merkmale der wahren Persönlichkeit über alle Leben hinweg.
Alle Merkmale haben einen positiven und einen negativen Pol. Die Entwicklung vom negativen zum positiven Pol im Laufe eines Lebens, entspricht der Entwicklung von der falschen zur wahren Persönlichkeit. Das gelingt nicht in jedem leben vollständig.
Als "wahr" wird eine Persönlichkeit deshalb bezeichnet, weil sie dem Lebensplan der Seele entspricht. Sie beschreibt also nicht den "idealen" Menschen. Vielmehr ist jede durch die Overleaves bestimmte Persönlichkeit nur eine Facette der Vielfalt. Alles ist möglich, es gibt kein besser und kein schlechter, weil jede Erfahrung gleich wertvoll ist.
Damit nähern wir uns auch der Definition der faschen Persönlichkeit. Alle Charaktereigenschaften, die nicht genetisch bedingt sind, entwickeln sich in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter aufgrund von Prägungen durch Elternhaus, Schule, Freundeskreis und Gesellschaft. Viele dieser Persönlichkeitsmerkmale werden so von anderen übernommen. Es bildet sich so eine Persönlichkeit, die nicht die eigene ist. Der heranwachsende Mensch weiß es nicht besser.
Dieser Prozess der zunächst "falschen" Persönlichkeitsbildung ist - nach den Michael Teachings - gewollt. "Falsch" ist in diesem Sinn keine Wertung, es ist vielmehr nur ein anderes Wort für
illusionär.
Die Illusion wird jedoch als sehr real empfunden. Sie bildet damit den notwendigen Kontrast. Erst der Unterschied, das energetische Spannungsfeld zwischen wahrer und falscher Persönlichkeit,
lässt Erkenntnis, Bewegung und damit Entwicklung zu.
Allen Prägungen liegen entweder Vereinbarungen zwischen Seelen zugrunde oder sie basieren auf Auswahlentscheidungen der Seele vor der Inkarnation im Leben zwischen den Leben oder sie beruhen auf Entscheidungen, die im Leben getroffen werden, jeden Tag und immer wieder neu.
Die Übernahme von Glaubenssätzen anderer (nicht nur religiös gemeint), wohlmöglich ungeprüft, aus Angst, weil man brav sein oder dazugehören möchte, oder auch weil man besser oder gar "herausragend" sein möchte (oder glaubt, es sein zu müssen), gehört für uns alle zur Entwicklung vom Säugling zum Erwachsenen. Es ist die Illusion einer Realität, die uns vorgelebt wird, die uns vermittelt wird und die wir deshalb als die einzig mögliche Realtät akzeptieren.
Erst der erwachsene Mensch, der in der Lebensmitte - während der vierten internen Monade, nachdem er Autonomie und Unabhängigkeit gewonnen hat oft erstmals sein Leben reflektiert, erkennt, und das auch wieder ganz individuell, was er wirklich tun möchte, was ihn erfüllt, was ihn wirklich interessiert und was ihm Spaß und Freude macht. Mancher erkennt das jedoch auch nicht und lebt bis zum Lebensende unerfüllt in Unsicherheit und Bedrängnis. Aber auch diese Erfahrung zählt.
Das Konzept der vier Säulen, das MICHAEL uns vorstellt, mit den vier "Trues", beschreibt die Voraussetzungen für ein vitales und dynamisches Leben, das nicht durch Handlungszwang sondern durch Handlungsfreiheit bestimmt ist, das aber für jeden etwas anderes darstellt. Es gibt kein Soll- oder Idealleben.
Die Erkenntnis, dass wir immer die Wahl haben, entsteht erst, wenn man begriffen hat, dass Loslassen von alten Glaubenssätzen und Erlauben der Vielfalt von Möglichkeiten, die Voraussetzungen für Freiheit sind. Dazu braucht es die Erfahrung des Gegenteils.
Der Mensch und damit auch die Seele lernt durch Kontrast. Die Dualität von richtig und falsch, gut und böse, ist ein Phänomen der physischen Existenz. Nur hier können Erfahrungen damit gemacht werden.
Mal etwas krass formuliert, wer noch nie ermordet wurde, hat kein eigenes Erleben und damit keine Referenz, was er einem Menschen antut, wenn er ihn ermordet. Diese Erkenntnis erfordert viele Leben, es gibt aber in jedem Leben Erkenntnisprozesse, die schon zu Lebzeiten zu Veränderungen im Verhalten führen. Alte Wertmaßstäbe und Urteile können sich ändern, wenn man offen dafür ist. Perspektiven kann man wechseln und zu neuen Einsichten gelangen. Das was bisher "eindeutig" war, ist dann nur noch eine von verschiedenen Möglichkeiten.
Abhängig vom manifestierten Seelenalter (bei alten Seelen etwas früher, bei kindlichen Seelen etwas später) werden die mit den Persönlichkeitsmerkmalen der falschen Persönlichkeit verbundenen "gelernten" Glaubenssätze irgendwann, hinterfragt und eventuell verändert. Es sind sicherlich nicht alle Glaubenssätze falsch. Offenheit ist die Voraussetzung für deren Überprüfung. Die erfolgreiche Veränderung, hin zur wahren Persönlichkeit in der zweiten Lebenshälfte, hängt auch ab von der erfolgreichen Bewältigung der Übergänge von Lebensabschnitten, die MICHAEL mit den internen Monaden beschreibt.
Die falsche Persönlichkeit ist eine Illusion. MICHAEL nennt es "Maya", nach der indischen Göttin der Verblendung. Wir halten sie jedoch für unsere Realität, für die Wahrheit. Sie verleitet uns zu Urteilen und Verurteilungen und bestimmt unsere Entscheidungen und damit unser Handeln, bis wir sie erkennen. Wir sind selbst verantwortlich für unsere Realität, wir bestimmen sie immer durch unsere Glaubenssätze. Was wir glauben, wollen wir bestätigen. Das gibt uns die Illusion von Sicherheit. Je mehr wir unsere Ängste erkennen, je offener wir sind für andere Perspektiven, desto eher löst sich die Illusion auf und wir können auf ihre Scheinsicherheit verzichten. Die wahre Persönlichkeit ermöglicht ein Leben in Übereinstimmung mit dem Lebensplan. Auch hier gibt es noch viel zu lernen.
Die positive Entwicklung innerhalb der wahren Persönlichkeit, also die Erfüllung des Lebensplans, ist gekennzeichnet durch die Entwicklung vom
negativen zum positiven Pol jedes Persönlichkeitsmerkmals. Ausnahme sind die Haupthindernisse, weil hier auch der positive Pol immer
noch von Angst bestimmt wird, allerdings milder. Die gewählten Haupthindernisse können weniger Gewicht, Bedeutung und Dominanz in einem Leben bekommen, sie werden selten völlig überwunden.
Das hört sich jetzt alles schwierig und anstrengend an. Man vermutet - und hat es bisher viellecht auch so erlebt - dass diese Entwicklung mit viel Leid und schlechten Erfahrungen verbunden ist.
Ja das ist so. Es geht der Seele nicht um ein sorgloses, problemloses, bequemes und einfaches Leben. Für die Seele ist der Sinn einer Inkarnation, die Vielfalt des Lebens in allen Facetten und
Möglichkeiten zu erleben. Jede Inkarnation ist eine ganz individuelle und persönliche Erfahrung.
Alle größeren Seelenverbände, wie z. B. die Seelenfamilie profitieren mit davon, weil jede Erfahrung bei der Wiedervereinigung der Seelenfamilie und in den folgenden Stufen der Verbindung der Familien zu Kadern etc., integriert wird.
Die Transzendenz eines Mahatma Gandhi, der seinem Attentäter noch im Tod verzieh und ihn segnete, verblüffte die Menschen, die davon hörten. Seine wahre Persönlichkeit hat das ermöglicht. Das Bewusstsein seiner transzendenten Seele kam auch im Körper zum Tragen.
Wir alle, die wir irgendwo auf der Reise durch die Inkarnationen und auf dem Weg unserer Weiterentwicklung sind, werden auch "irgendwann" dieses Bewusstsein erlangen. Niemand verurteilt uns oder sieht auf uns herab, wenn wir noch nicht soweit sind. Wir selbst sollten uns nie mit anderen vergleichen, immer nur mit uns selbst, wenn wir Fortschritte gemacht haben aber auch wenn wir für unsere Ziele mehrere Anläufe benötigen. Der Weg ist das Ziel.
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