Blindes Vertrauen ist – wie blinder Glaube auch – eine Reaktion auf eine unsichere Situation, die Angst erzeugt. Das Prinzip „Hoffnung“ bestimmt dann das
Handeln; man gibt die Eigenverantwortung ab und verzichtet darauf, an der Entwicklung dieser Situation mitzuwirken.
Vertrauen im positiven Sinn beinhaltet jedoch aktive Beteiligung an dem Prozess der Vertrauensbildung. Ob und wie gut das dem Einzelnen gelingt, hängt von den
individuellen Overleaves und vom Handeln aus dem jeweiligen positiven Pol
ab. Die Entwicklung von der falschen zur wahren Persönlichkeit ist der Weg zu vertrauensvollem Miteinander und zu einem zuversichtlichem
Leben.
Vertrauen ist ein Gefühl und daher eine Wahrnehmung aus dem emotionalen Zentrum heraus. Man möchte gern vertrauen
und spürt intuitiv, ob man vertrauen kann. Dagegen stehen Zweifel, die aus dem intellektuellen Zentrum gespeist werden. Erfahrungen haben gezeigt, dass Vertrauen auch enttäuscht werden kann. Bei
der Klärung dieses inneren Konfliktes hilft das motorische Zentrum, das eine Entscheidung herbeiführen möchte. Unentschiedenheit und andauernde Zweifel sind Stillstand. Die Seele ist jedoch an
Erfahrungen interessiert, das schließt auch Handeln unter Unsicherheit und negative Erfahrungen ein.
Vertrauen hat auch viel mit der Einstellung zu tun. Wenn man die Beschreibung der Pole bei den einzelnen
Einstellungen betrachtet, wird schnell klar, dass die Verhaltensweisen im positiven Pol Vertrauen fördern. Je öfter es gelingt, dass die wahre Persönlichkeit "durchscheint", desto weniger
angstgesteuert handeln wir, sind vertrauenswürdiger für andere und selbst bereit, Vertrauen zu schenken.
Entsprechendes gilt für den Modus. Auch hier ist der positive Pol die Voraussetzung für mehr
Vertrauensfähigkeit.
Die größten „Spielverderber“ bei der Schaffung und dem Zulassen von Vertrauen sind natürlich die Haupthindernisse.
Das beginnt beim Selbstvertrauen und wirkt sich entsprechend auch auf das Vertrauen zu anderen aus. Das Selbstbild wird übertragen auf andere Menschen (Projektion) und wirkt sich so auch auf die
Perspektive zum eigenen Leben aus.
Unabhängig davon ist Vertrauen – wie alle Gefühlszustände – keine Konstante, sondern es unterliegt der Veränderung. Vertrauen kann sich entwickeln und auch
wieder schwinden. Aus der Perspektive der Seelenalter, also bezogen auf den Zeitraum eines ganzen Inkarnationszyklus, über viele Leben hinweg,
verändert sich die Fähigkeit zu vertrauen entsprechend der Entwicklung des Egos, also der falschen Persönlichkeit. Je stärker das Ego ausgeprägt ist, umso größer sind das Gefühl von Getrenntsein
und das Bedürfnis nach Einzigartigkeit. Der jungen Seele fällt es also am schwersten zu vertrauen und auch die erwachsene Seele tut sich noch schwer, der eigenen Intuition zu vertrauen. Im immer
wachsenden Bewusstsein der alten Seele manifestiert sich zunehmend das Gefühl von Agape und von Einssein, auch wenn es im täglichen Leben noch oft Rückschläge gibt und die Praxis gegenüber der Einsicht hinterherhinkt.
Im Laufe eines Lebens ist die zweite interne Monade die Schwelle, an der sich ein Mensch aus der Geborgenheit der
Fürsorge der Mutter löst, um Autonomie zu gewinnen. Es geht dabei in erster Linie nicht um das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, auf eigenen Beinen zu stehen und selbstständig zu laufen,
sondern um den Willen und Zuversicht, diesen Entwicklungsschritt zu gehen. Wer diese interne Monade nicht erfolgreich beendet hat, wird immer weiter in Abhängigkeit von anderen leben und daher
kein Selbstvertrauen entwickeln können. Es ist dann seine Entscheidung, auch wenn meist andere für die Abhängigkeiten verantwortlich gemacht werden. Vertrauen und Zuversicht ist also auch eine
Willensfrage, diese Einsicht fehlt oft.
Selbstverständlich gilt das so nicht für Behinderte, die auf Pflege angewiesen sind, die aber im Rahmen ihrer physischen Möglichkeiten dennoch selbständige, wenn
auch nicht autarke, Entscheidungen für den Inhalt ihres Lebens treffen können.
Wie steht es also mit Vertrauensbildung in der physischen Existenz des täglichen Lebens?
Es beginnt – wie immer – bei einem selbst. Ein ängstlicher Mensch mit wenig Selbstvertrauen überträgt dieses Gefühl auf andere. Es sind Schwingungen, die er
aussendet und die von anderen unbewusst oder intuitiv wahrgenommen und als Warnhinweis interpretiert werden.
Wer sich selbst nicht vertraut, sich nichts zutraut, der findet auch schwer Vertrauen in seiner Umgebung. Die Erwartung von Betrug oder Ausnutzung wird so zur
sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Enttäuschungen bekräftigen die Zweifel an der Redlichkeit von anderen. Man gibt ihnen die Schuld, obwohl die Ursache häufig bei einem selbst
liegt.
Wer selbst Vertrauen bricht – aus Überheblichkeit oder Ignoranz - macht sich unglaubwürdig und isoliert sich so von der Gemeinschaft. Er kann kein Vertrauen von
anderen erwarten und wird das auch nicht tun, weil er sein eigenes Verhalten auf andere projiziert. „Die Welt ist schlecht und bevor ich zum Opfer werde, bin ich lieber der Täter“, ist die Maxime
eines Menschen, der Angst hat, verletzt (enttäuscht) zu werden.
Vertrauen beinhaltet immer das Risiko, verletzt zu werden. Wenn es nicht blindes Vertrauen ist, haben wir es aber in der Hand, die Augen offen zu halten. Es ist
dann nicht die Wachheit des Misstrauens, sondern die Achtsamkeit auf dem Weg.
Ich bin in meinem Leben immer gut damit gefahren, Vertrauen zu haben bis ich vom Gegenteil überzeugt werde. Es ist ein Vertrauensvorschuss, der verbraucht werden
kann. Es gibt wenige Fälle oder Situationen, in denen mich meine Intuition bremst. Vor allem lasse ich mich nicht von den Aussagen oder Urteilen anderer leiten, weil ich festgestellt habe, dass
das Vertrauensverhältnis zwischen Menschen eine bilaterale Beziehung ist, die man nicht leichtfertig verallgemeinern kann (sollte).
Vertrauen hat aber, außer in den zwischenmenschlichen Beziehungen, noch eine weitere Komponente.
Wie überwinde ich Zukunftsangst?
Vertrauen in die Zukunft, in den eigenen Lebensweg, ist ebenfalls abhängig vom Selbstvertrauen. Es geht aber nicht nur um die eigene Stärke. Die Gemeinschaft, in der wir leben, das kann eine Partnerschaft, eine Familie oder auch eine Gruppe von Freunden sein, ist ein Netzwerk, an dem wir beteiligt sind und das sich gegenseitig stützen kann. Ich sage bewusst „kann“, weil ich weiß, dass das nicht immer der Fall ist.
Ob und wie gut so ein Netzwerk funktioniert, hängt wieder viel von uns selbst ab. Wer die „Schuldigen“ immer bei anderen sucht, ist meist zumindest auf einem
Auge blind. Beziehungen funktionieren, weil und wenn beide oder alle dazu beitragen. Wer es versäumt, so ein Netzwerk zu pflegen und an ihm und mit ihm zu arbeiten, verzichtet auf Interaktionen,
die über gegenseitige Unterstützung hinaus dazu nutzen, uns zu spiegeln und zu reflektieren. Die persönliche Weiterentwicklung funktioniert selten im stillen Kämmerlein.
Aber selbst wenn so ein Netzwerk nicht als bestehende Gruppe existiert, in der sich alle kennen, so gibt es immer den „Unterstützerkreis“, von dem MICHAEL berichtet. Es ist eine „Gruppe“ auf seelischer Ebene von zwölf Mitgliedern mit ganz bestimmten Aufgaben, die nicht nur auf Menschen beschränkt
ist.
Unsere anderen seelischen Beziehungen sind darüber hinaus wirksam. Unser Lebensplan, den jede Seele vor der
Inkarnation entwirft und mit anderen Beteiligten „vereinbart“, ist zwar kein Garant für ein sorgenfreies Leben, es ist immer unsere Wahl, was wir daraus machen, dennoch können wir sicher sein,
dass wir nicht allein und nicht getrennt sind.
MICHAEL: „Entfremdung ist nicht spirituelles Alleinsein, sondern lediglich ein Abwehrmechanismus der (Ego-basierten) falschen Persönlichkeit, die ihre Illusion von Einzigartigkeit genießen möchte.“
Vertrauen zu anderen oder in die Zukunft ist also eine Entscheidung, die wir selbst treffen, von Moment zu Moment und es ist nie zu spät, sich so zu entscheiden.
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