Echte Wertschätzung wird heutzutage eher selten empfunden und zum Ausdruck gebracht. Die Welt, in der wir leben, ist vielfältig, viele Menschen sehen aber nur die Schattenseiten oder sie lassen alles andere davon überstrahlen.
"Ich bin krank, arbeitslos, stehe allein da in der Welt, fühle mich ausgegrenzt und sehe hoffnungslos in die Zukunft.", so oder ähnlich einseitig beschreiben Menschen oft ihre Situation. Negative Fakten werden verallgemeinert: "Alles ist schlecht und überhaupt ist mein ganzes Leben eine einzige Enttäuschung."
Warum fällt es so schwer wertzuschätzen, was ist? "Ja, aber ..." ist die spontane Reaktion auf jeden Versuch, die Aufmerksamkeit auf die schönen Seiten des Lebens zu richten.
Ablehnung, Geringschätzung, Hilflosigkeit und Verzweiflung schlagen dann im Extremfall in Hass um, Hass gegenüber allem und jeden, der für die eigene Situation verantwortlich gemacht wird. Die Welt verdunkelt sich immer mehr.
Diesen "Negativstrudel" kann man überwinden, wenn man will.
Ohne negative Ereignisse, Erfahrungen und Situationen zu verniedlichen oder zu verdrängen, kann man seine Aufmerksamkeit verlagern. "Was gibt es noch?", heißt nicht, dass die Welt nur schön ist, sie ist es aber auch.
Dankbarkeit wird oft mit Wertschätzung verwechselt. Man ist dankbar, wenn einem etwas Gutes widerfährt. Das ist ein passives Erleben, Wertschätzung ist dagegen ein aktives Empfinden. Ich wertschätze, weil ich es will, ohne wenn und aber, eine ganz persönliche Entscheidung.
Ich muss nicht alles wertschätzen, ich muss auch nicht etwas wertschätzen, weil es politisch korrekt/angesagt ist oder sonstwie von mir gefordert wird. Meine Wertschätzung kann sich auch verändern, so wie sich alles um einen herum verändert. Jeder Tag bietet neue Chancen, Dinge zu erkennen, Gefühle wahrzunehmen, Begegnungen zu erleben oder positiv überrascht zu sein, wenn es mir gelingt, mit offenen Sinnen, ohne Vorurteile und mit der Bereitschaft zur Wertschätzung zu leben.
Wertschätzung ist toll! Sie kommt zu einem zurück und multipliziert sich auf diese Weise. Ein neues Weltbild kann daraus entstehen, wenn man das möchte.
Eine Liste beginnend mit: "Ich wertschätze heute ...", mit den Dingen und Phänomenen, die in meinem Leben für mich wertvoll sind, die ich bekomme, ohne Gegenleistung, die immer da sind, wenn ich sie brauche, ist für den Anfang hilfreich. Wenn man dann diese Liste betrachtet, wird man feststellen, wie essentiell maches ist, das wir oft für selbstverständlich oder banal halten.
Wem es schwer fällt, so eine Liste zu erstellen, versucht es einfach später nochmal. Wer es regelmäßig macht, sorgt dafür, dass einem jeden Tag bewußt wird, was man wertschätzen kann, auch wenn das Leben nicht "ideal" verläuft.