Seelenleid,

Unausgewogenheit zwischen Bewusstseinszuständen ...

Die folgenden Ausführungen sind das Ergebnis meiner Beschäftigung und meiner Erfahrung mit dem Thema "Leiden der Seele". Sie sind daher vielleicht nicht allgemein gültig, jeder Leser muss für sich entscheiden, ob und in wieweit er damit in Resonanz gehen kann.

 

Zuerst eine Klarstellung:

Die Seele ist in ihrer Essenz unverletzlich. Die Seele leidet nicht, vielmehr macht ein Seelenfragment eine authentische Erfahrung von Leid in der körperlichen Existenz, denn nur so ist diese Erfahrung möglich. Wenn ich hier von "Seelenleid" spreche, dann geht es um eben diese Erfahrung.

 

Unser Bewusstsein in der Körperlichkeit ist eingeschränkt. Diese Einschränkung besteht insbesondere darin, dass wir den Fokus immer nur auf Teilbereiche oder Ausschnitte der Wahrnehmung unseres Lebens richten.

 

Wir sehen nie das ganze Bild und unser eigenes Bild unterscheidet sich oft von dem der anderen.

 

Diese Unausgewogenheit führt zu Konflikten, zu inneren Kämpfen, ausgetragen in der Psyche, und so auch zu seelisch erfahrenem Leid. Das Leid wird als Schmerz empfunden, wenn uns die Wahrnehmung von Mangel aus dem Gleichgewicht bringt, und kein Ausgleich erfolgt. Schmerz ist der körperliche Ausdruck eines Ungleichgewichts. Mangelempfinden ist jedoch immer subjektiv, also eine Frage der persönlichen Perspektive.

 

Das Leben besteht aus Kontrasten. Freud und Leid sind in gleicher Weise Erfahrungen der Seele im körperlichen Fokus. Es ist jedoch nicht so, dass sich die Seele vor der Inkarnation ein Leben in Leiden ausgewählt hat. Es ist deshalb keinesfalls Schicksal oder Bestimmung. Die Seele wählt sich Themen, sie vereinbart Situationen mit anderen Seelen. Wie diese Situationen bewältigt werden, unterliegt dem freien Willen und bringt die Erfahrung, worum es der Seele geht. Freud und Leid gehören in jedem Fall zur Erfahrung der physischen Existenz.

 

Mit fortschreitendem Bewusstsein und Seelenalter, gelingt es immer besser, sich für Problemlösungen ohne Leiden zu entscheiden. Je besser die "Zusammenarbeit", also Handeln im Einklang, zwischen Seele und Körper (Verstand) funktioniert, desto weniger Leiden erfährt der Mensch und damit auch die Seele. Entwicklung ist ein Prozess mit vielen kleinen Schritten.

 

Leiden kann viele verschiedene Ursachen haben. Ich möchte hier nicht auf karmisch bedingte Leiden eingehen, sondern eher die Leiden erörtern, die auf inneren Konflikten beruhen, auch wenn die Auslöser durchaus im Außen bestehen können.

 

Allgemein kann man sagen, dass Leiden durch eine Diskrepanz zwischen  Ist und Soll entsteht. Das ist der innere Konflikt. Eine aktuelle Situation (Ist) entspricht  nicht den Wünschen und Erwartungen (Soll), wobei entweder das Soll  in einem Zustand in der Vergangenheit besteht (Anhaftung, es soll wieder so sein wie früher) oder das Ist entspricht nicht dem eigenen Verständnis von gut und richtig und wird deshalb abgelehnt (Widerstand, es soll alles so sein/werden, wie ich es möchte).

 

Andere Seelen sorgen oft für kontroverse Situationen und damit für die Lektionen im Leben. Wenn sie mit Leiden verbunden sind, dann nicht um uns zu schaden oder uns zu ärgern, sondern um uns zu helfen. Jede Erfahrung bringt uns weiter, auch "schlechte" Erfahrungen, die daher in diesem Sinn nicht schlecht sind. Es geht immer um Lernen und wir alle sind gegenseitig unsere Lehrer.

 

Jemand (ich glaube, es war Eckhart Tolle, bin mir aber nicht sicher) hat mal gesagt: „Wir müssen solange leiden, bis wir erkennen, dass wir nicht leiden müssen.“

 

Diese Erkenntnis greift wahrscheinlich in der vollen Umsetzung erst in hohem Seelenalter. Dennoch liegt es in unserer Hand, in jedem Leben damit etwas voran zu kommen. Das Leben hält viele Gelegenheiten dazu parat.

 

Unsere Entscheidungsfreiheit zu leiden oder auch nicht, erscheint uns oft – oder zumindest für einen Zeitraum – nicht gegeben zu sein. Das liegt daran, dass wir Ursache mit Schuld verwechseln und so nicht erkennen, dass wir es selbst sind, die Leiden zu dem machen, was sie für uns sind. Jedes Ereignis ist eigentlich „neutral“. Erst durch unsere Gedanken, durch unsere Bewertung geben wir ihnen eine positive oder negative Bedeutung.

 

Unser Verstand arbeitet nach Regeln, die wir ihm durch unsere Glaubenssätze, die wiederum auf Erfahrungen beruhen, vorgeben. Der Verstand vergleicht und bewertet. Diese eigentlich lebensnotwendige Vorgehensweise hat aber auch Nachteile. Der Verstand kommt zu Bewertungen auch unter unvollständiger Information. Das schließt Fehler in der Bewertung ein.

 

Auch unsere Emotionen werden ausgelöst durch vergleichende Interpretation von aktuellen Ereignissen mit Erfahrungen der Vergangenheit durch unseren Verstand. (Selbst die Wahrnehmung von körperlichem Schmerz basiert auf der Reaktion des Verstandes aufgrund von Vergleichen der sensorischen Information.) Auch hier sind es Regeln der Art:  "Was schon einmal geschehen ist oder erlebt wurde, kann oder wird sogar wieder geschehen".

 

Es sind meist Ängste der verschiedensten Art, die unsere angelernte, falsche Persönlichkeit geprägt haben. Diese Einstellungen, Erwartungen, Gewohnheiten und Strategien werden selten oder erst spät überprüft und solange sie wirken bestimmen sie unsere Gefühle unsere Gedanken und unser Handeln. Ich habe dazu unter Overleaves beschrieben.

 

Körperliches Leiden kann sowohl die Ursache als auch die Wirkung von seelischem Leiden sein, die wir im allgemeinen als psychische Leiden bezeichnen. Die Psyche ist das Gedächtnis der Seele. Hier werden innere Konflikte ausgetragen, verarbeitet und gespeichert. Es ist die Summe der Erfahrungen eines Lebens, es ist das, was die Seele am Ende eines körperlichen Lebens mitnimmt.

 

Längere oder gar angeblich unheilbare Krankheiten, verbunden mit Einschränkungen der Lebensqualität, aber auch Verletzungen durch Unachtsamkeit oder Leichtsinn, können zu Selbstzweifel, Sinnfragen oder anderen seelischen Konflikten führen. Lang anhaltende seelischen Leiden führen meist auch zu körperlichen Symptomen, die noch verstärkend wirken können.

 

Leiden jeder Art - so wie auch Freude - findet also auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig statt, die sich gegenseitig beeinflussen, körperlich/physisch, emotional und kognitiv. Das macht "Weltschmerz" jeder Art komplex. MICHAEL hat das in seiner Beschreibung der Zentren und der damit verbundenen Reaktionsmuster erläutert.

Eine wichtige Erkenntnis ist für mich, dass sich die Ebenen gegenseitig sowohl verstärken als auch abschwächen können. Das "Problem" sehe ich darin, dass man meist in einem (manchmal sind es auch zwei) der Ebenen "feststeckt", die Gefühlsfalle, die Verstandesfalle oder die physische Falle.
In jedem Fall sind negative Selbsteinschätzung oder negative Bewertung der Umstände die Ursache dafür.


Ich nenne es "Falle", weil ich davon ausgehe, dass niemand willentlich leiden möchte. Die Frage muss sich jedoch jeder selbst beantworten und jede Entscheidung ist gültig. „Ich kann nicht“ bedeutet aber fast immer „Ich bin noch nicht soweit bzw. ich will noch nicht“. Erkenntnisprozesse brauchen ihre Zeit und die muss man ihnen auch geben.

 

Verdrängung und Verleugnung wirken ebenso eher verlängernd, wie Widerstand oder unreflektierte Hingabe. Selbst körperliche Gewalt gegen sich selbst, mit dem fragwürdigen Ziel, alles zu beenden, führt zu einer Neuauflage der Lektion in einem der nächsten Leben.


Wer das Leiden leid ist - irgendwann ist es eigentlich immer soweit - kann schrittweise die "schwächeren" Zentren aktivieren. Dem einen hilft eventuell Bewegung, damit sich etwas "bewegt", andere müssen Tränen fließen lassen, damit etwas losgelassen werden kann und wer sich zu nichts mehr aufraffen kann, muss etwas finden (zulassen), das wieder Freude macht und damit die Lethargie überwinden.

 

Der "starre Blick" auf einen kleinen Ausschnitt ist es, der uns gefangen hält. Perspektivenwechsel und ein anderer Fokus ist die Voraussetzung für eine Veränderung. Es gibt keine Patentrezepte, aber es gibt immer eine Möglichkeit, der Falle zu entkommen, wenn man soweit ist.

Oft braucht man Hilfe, diese Aufgabe ist nicht leicht. Geduld Verständnis und Einfühlungsvermögen sind gefragt, sonst macht man es eher noch schlimmer. Das wichtigste ist jedoch, dass man sich auch helfen lassen will, das muss aktiv ausgesprochen werden, dann ist man auch soweit.

 

Die Liste der seelischen Leiden hier ist sicher nicht vollständig, beleuchtet aber ein paar weit verbreitete Phänomene, die wahrscheinlich jeder schon mal erlebt hat.

 

Es handelt sich dabei eigentlich immer um die gleichen Verkettungen von Gedanken, Erwartungen und falschen Annahmen, die zu Leiden führen, bis man das erkennt. Es sind die Auswirkungen der Haupthindernisse, haben also etwas mit Angst und dem Mangel an Liebe zu tun, meist verursacht durch fehlende Selbstliebe.

 

In allen Fällen von Seelenleid, zeigt uns der Schmerz, den wir empfinden, ein Ungleichgewicht an. Meist dauert es ein bisschen, bis das innere Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Wenn man die Richtung erkennt und kleine Schritte in diese Richtung geht, kommt man zum Ziel.

 

Meine Erläuterungen sind daher als Information darüber gedacht, was dahinter steckt und nicht als Therapie. Wer akut Liebeskummer hat oder in einer massiven depressiven Phase steckt, wird normalerweise für diese Informationen nicht empfänglich sein. Erst wenn man selbst einmal aus diesem Zustand des Leidens herausgefunden hat, erklären sie die Mechanismen, die wirken und es besteht die Möglichkeit, nicht erneut in die gleichen Verhaltensmuster zu verfallen. Diese Informationen sensibilisieren daher vielleicht auch für zukünftige Situationen und helfen im Umgang mit Betroffenen.

 

Wir lernen durch unterschiedliche Erfahrungen und durch den damit verbundenen Kontrast. Diesen Kontrast findet die Seele nur in der körperlichen Existenz. Um Freude wirklich schätzen zu können, um sich  in der Dualität der physischen Ebene der Existenz immer öfter für freud- und liebevolles Handeln zu entscheiden, ist es wohl nötig, auch Leiden kennengelernt zu haben.

[scan] www.seele-verstehen.de

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Der "Überblick" verschafft (hoffentlich) das, was er verspricht. Hier werden kurz die Michael Teachings vorgestellt.

 

Die Systematik der Seele, so wie MICHAEL sie uns vorstellt, ist unter der Überschrift "Matrix" dargestellt.


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