Schuldgefühl,

durch die Übernahme von Idealen der anderen ...

Schuldgefühle sind weit verbreitet. Betretenheit oder Betroffenheit aus Schuldgefühl entsteht schnell, man fühlt sich schlecht, wenn man Fehler gemacht hat oder einem Versagen unterstellt wird.

 

Viele Religionen verweisen sogar auf die „angeborene“ Schlechtigkeit des Menschen, ob es Ursünde, Erbsünde oder anders genannt wird.

 

Dass Adam und Eva durch die Verführung der Schlange vom Baum der Erkenntnis aßen, ist nur eine Metapher, die aus einer Zeit stammt, in der man glaubte, mit Drohungen Verhaltensänderungen bewirken zu können. Darunter leiden viele Menschen auch heute noch, weil sie den Kontext nicht vermittelt bekommen.

 

MICHAEL: "Das Gefühl von kollektiver Schuld ist auch noch bei erwachsenen Seelen weit verbreitet. Es gibt Ordensbrüder und -schwestern, die ihr ganzes Leben der Buße widmen, weil sie sich für die Welt schuldig fühlen. Sie empfinden sich persönlich dafür als sündig. Es gibt jedoch keine Sünde, nur Karma und es gibt auch nicht "das Böse", nur Maya."

 

Unschuld im Sinne von Tugendhaftigkeit, Sittsamkeit, Keuschheit ist ein klassisches Beispiel dafür, dass kulturelle oder gesellschaftliche Ideale für sich beanspruchen, Allgemeingültigkeit zu haben. Diese Ansprüche sind das Ergebnis menschlichen Empfindens, das aber in seiner ganzen Vielfalt zu den Erfahrungen eines Seelenfragmentes gehört.

 

Tatsächlich, und das ist uns wohl allen plausibel, ist die Seele (Essenz) rein, also frei von Schuld. Das inkarnierende Fragment einer Essenz erlebt jedoch in der Körperlichkeit die Dualität und dazu gehören eben auch Erfahrungen mit Schuldgefühlen in gleicher Weise wie mit Unschuldigkeit und Reinheit. Wie bei allen anderen Polaritäten auch, ist Schuld und Schuldigkeit die negative Facette, durch deren Erkenntnis der Weg zum positiven Pol erst geöffnet wird. In diesem Sinne gibt es auch für das Fragment keine Schuld, sondern nur Zielverfehlungen, mit der Konsequenz, es weiter zu versuchen.

 

Ein Baby wird unschuldig geboren. Karmische Verpflichtungen kennt es noch nicht, obwohl sie im Laufe seines Lebens Bedeutung haben können. Fehler der Eltern, Verfehlungen eines Volkes oder gar die Erbsünde einer Rasse sind jedoch solange nicht im Bewusstsein eines Kindes, bis es von der Gesellschaft entsprechend geprägt wird. Es ist an ihm – meist erst als erwachsener Mensch – diese von außen übertragenen Schuldgefühle aufzulösen, durch die Erkenntnis, dass jeder nur für sich selbst Verantwortung trägt. Die aus eigener Verantwortung entstammenden Schuldgefühle beinhalten jedoch immer eine Lektion. Die gilt es zu erkennen und zu lernen. Es ist dabei im ersten Schritt wichtig zu begreifen, dass man da, wo man gerade steht, selbst hingegangen ist, niemand anders ist dafür verantwortlich.

 

MICHAEL: „Schuldgefühle sind sinnlose Selbstbestrafung. Man verlängert durch Schuldgefühle nur das Lernen einer Lektion.

 

Schuldgefühle sind erlernt, sie werden einem beigebracht. Es geschieht üblicherweise schon in der zweiten internen Monade. Sie basieren auf Prägungen durch das Elternhaus, Lehrer, Geschwister oder auch eine Gruppe, zu der man sich zugehörig fühlt. Auf diese Art werden Schuldgefühle über Generationen weitergegeben.

 

Der einzige Zweck von Schuld besteht darin, den Idealen von anderen entsprechen zu wollen, was ihr entweder zugelassen habt oder was euch aufgedrängt wurde.

 

Durch Schuldzuweisungen will man nur erreichen, dass sich jemand anders verantwortlich oder schuldig fühlt, für etwas, das man selbst getan oder unterlassen hat.

 

Selbstverantwortung für das eigene Tun und Lassen zu übernehmen, zu eigenen Fehlern zu stehen, sie auszugleichen, zu korrigieren und sie nicht zu wiederholen, gehört zu jedem erfolgreichen Lernprozess.

 

Nicht alle Menschen haben Schuldgefühle, dann sind sie oft Opfer von Anschuldigungen. Wer sich nicht in irgendeiner Form schuldig fühlt, verhält sich für die Gesellschaft unangebracht. Tatsächlich sind sie aber meist achtsamer, rücksichtsvoller, zufriedener und ihr Verhalten zu sich selbst und gegenüber anderen basiert auf einem ausgeglichenen Zentrum.

 

Schuldgefühle entstehen vollständig aus den Haupthindernissen. Es gibt entsprechend sieben Arten von Schuldgefühlen, jede ist mit einem Haupthindernis verknüpft.

 

Es gibt zwei Ursachen von Schuldgefühlen, die auf den eigenen beiden Haupthindernissen basieren oder die von anderen auferlegte Schuld, die auf deren Haupthindernissen beruht. Die eigenen sind meist leicht zu identifizieren, bei denen von anderen ist es oft schwieriger.

 

Die Tiefe und Intensität des Schuldgefühls wird üblicherweise stärker, je tiefer man in seinen Haupthindernissen gefangen ist.

 

Über die gemeinsame Energie gibt es auch eine Beziehung zwischen der Rolle der prägenden Person und der Art des Schuldgefühls. Jede Rolle hat so auch ihr archetypisches Haupthindernis, das allerdings nicht dominant sein muss.“

 

Die sieben Arten von Schuldgefühlen.

 

Um es klar zu sagen, es handelt sich hier um eine „idealtypische“ Beschreibung der Arten von Schuldgefühl. Üblicherweise gibt es eine Vielzahl von Mischformen.

 

Das Schuldgefühl der Selbstmissbilligung ist weit verbreitet und allgemein üblich, ja sogar gesellschaftlich erwünscht. Es erleichtert das soziale Miteinander und ist somit nützlich, weil man damit leicht einer unangenehmen Situation ausweichen kann. Es ist daher falsche, manchmal sogar unehrliche Rücksichtnahme. Dieses Schuldgefühl hat seinen Fokus auf Verantwortungslosigkeit. „Ich habe mich doch entschuldigt, jetzt hack doch nicht mehr auf mir rum.“ Selbstmissbilligung übernimmt leichten Herzens „formal“ die Schuld, um nicht ans „Eingemachte“ gehen zu müssen, nämlich das fehlende Selbstwertgefühl. Die meisten Entschuldigungen dienen nur dazu eine Situation zu entspannen, sich von Verantwortung zu entlasten, keinesfalls jedoch der Weiterentwicklung oder dazu eine Situation wirklich aufzuklären und beizulegen.

 

 

Auch das Schuldgefühl von Selbstsabotage ist nicht selten zu beobachten. Oft findet man es bei jüngeren Menschen (dritte interne Monade) aus sozial unterprivilegierten Familien. Unsere erfolgsgeprägte Welt hat keinen Platz für Underdogs. Aus dem Gefühl der eigenen Wertlosigkeit erwächst das Selbstbild des „Unwerten“, der besser gar nicht geboren worden wäre, eine Schande für die Menschheit. Oft gedemütigt oder herausgefordert, wollen sie es der Welt beweisen: „Ich werd’s Euch zeigen!“ Durch „heroische Taten“ – als Lebensretter, aber auch als Attentäter oder Schläger in der U-Bahn - wollen sie ihr Image aufbessern, zumindest in ihrer Peer-Group. Schlimme Folgen für die eigenen Gesundheit oder auch Gefängnisstrafen werden in Kauf genommen, das eigene Leben zählt nichts, solange man es nicht schätzen kann. Durch die völlig irrational empfundene Schuld der eigenen Existenz verdient man nicht das Leben zu genießen.

 

 

Die Schuld des Märtyrers ist etwas ähnlich. Sie beruht für ihn darauf, dass er meint, weder für sich, noch für andere, in der Lage zu sein, ein befriedigendes Leben zu gestalten. „Das hätte nicht passieren dürfen“, ist das Motto des Märtyrers, wenn er Schuld empfindet. Er glaubt, es mangelt ihm an Einflussmöglichkeiten aufgrund von Unvermögen. So versucht er andere zu manipulieren durch Übertreibung und Dramatisierung seiner Leiden oder schlechten Lebensumstände, um so Aufmerksamkeit und Mitleid zu bekommen und von seiner gefühlten Schuld abzulenken. Bekommt er es nicht, sind die anderen mit Schuld an seinem Unglück. Mitleid ist für ihn einerseits Ersatz für Wertschätzung, andererseits auch Anlass, allen anderen zu zeigen, dass aller Trost dennoch nichts nutzt. Märtyrer übernehmen quasi die Schuld der Welt, meinen, sie werden vom Schicksal gebeutelt, und alles nur, um von ihrer prägungsbedingt empfundenen, aber eigentlich nicht realen, eigenen Unzulänglichkeit abzulenken. Sie hoffen auf Erleichterung durch Sätze wie: „Nein, es ist nicht Deine Schuld, dass Du Dir das Bein gebrochen hast“ und finden so Betätigung dafür, dass sie nicht selbst die Verantwortung dafür haben.

 

Unnachgiebigkeit hat ihre Ursache in der Angst vor Veränderungen. Man versucht sie mit allen Mitteln zu verhindern. Veränderungen sind negativ und gefährden etwas Positives. Jeder Anstoß zu Veränderung ist also zu stoppen, am besten, indem man dem Betreiber Schuldgefühle macht: „Du willst mich doch nicht ins Unglück stürzen?


Eigene Schuldgefühle entstehen, wenn man wohl weiß, dass es andere gut mit einem meinen. Man kann aber nicht aus seiner Haut, sprich aus seinen Prägungen.

 

Gier wirkt auch auf die Menschen im Umfeld, noch mehr jedoch schadet sie einem selbst. Angst, nicht genug zu haben, ist die Ursache. Gier als Haupthindernis birgt die Dynamik, einerseits nichts geben zu können und andererseits jede Form von Teilen in Nehmen zu verdrehen. Es existiert ein immerwährendes Ungleichgewicht zwischen „haben“ und „brauchen“. Das kettet Menschen an Ereignisse, Situationen, Besitz oder auch an andere Menschen. Das, was man zu brauchen glaubt ist nie wirklich verfügbar. Ist es verfügbar braucht man mehr davon oder etwas anderes. Das Umfeld sieht sich ständig in einer Verpflichtung zu geben (z. B. auch Liebe), so dass es schon an Nötigung grenzt. „Aber ich brauche Dich doch so sehr und Du brauchst mich doch auch.“ Das ist die Schuld der Gier.

 

Verletzlichkeit ist der wunde Punkt von Arroganz. Hier entsteht Schuld durch die Wahl des falschen Mittels in einer Situation, die nicht vollständig verstanden wurde. Aus Angst vor Verletzung agiert man proaktiv und verletzt den vermeintlichen, potentiellen Verletzer durch Hochmut. Um nicht Opfer zu werden, ist man lieber Täter. „Das weiß ich besser“ oder schlimmer: „Du hast ja keine Ahnung“, sind typische Sätze aus der Arroganz.

 

Ungeduld ist von allen Haupthindernissen das was einen am meisten selbst angreift und leiden lässt. „Ich hab doch keine Zeit“, ist der Standardsatz, wenn man warten muss und auch wenn Ereignisse sich überschlagen. Hier besteht nicht Mangel an Zeit, sondern Mangel an Kontrolle über die Zeit. Es geht alles entweder zu schnell um Entscheidungen treffen zu können oder nicht schnell genug, dass eine Lösung für ein Problem gefunden werden kann. Wenn das geschieht entwickelt sich Schuld zügig und konsequent. Menschen entziehen sich einer Situation durch Flucht, weil sie nicht abwarten können, sie lösen Beziehungen in Turbulenzen oder sie wünschen sich, dass die Zeit stehen bleibt, weil doch noch soviel zu erledigen ist. Sie sind in ständiger Hetze, schonen sich selbst nie und belächeln jeden, der nicht Schritt halten kann. Diese Schuld sagt: „ Es ist zu spät“ oder „jetzt ist es sowieso egal“. Sie konzentriert sich auf voreilige, vorschnelle und daher oft ungeeignete Lösungen, nur damit ein Problem vom Tisch ist und das neue wartet schon. Dieses Haupthindernis und die damit verbundene Schuld ist einer der Hauptauslöser von häuslicher Gewalt.

 

Schuld und Strafe

 

Schuldigkeit wird immer verknüpft mit Strafe. Man braucht und sucht auch heute noch immer nach einem Schuldigen, um ihn bestrafen zu können. Die Strafe dient dann der Genugtuung für die Opfer, soll abschreckend oder korrigierend wirken. Die Erwartung einer Verhaltensänderung oder Wiedergutmachung durch Strafe ist jedoch höchst fragwürdig, wenn man bedenkt, dass eine Wirkung durch die Angst vor Strafe oder gar Leiden erwartet wird. Angst ist aber gerade die Ursache für Schuld. Ein liebevoller Umgang mit Schuldigen ist in unserer Zeit, auf dieser Welt kaum vorstellbar. Immerhin sucht man heute bei der Verurteilung von Schuldigen nach mildernden Umständen, ein Zeichen für den Wechsel in eine erwachsene Betrachtungsweise. In einer jungen Seelenwelt galt noch das Prinzip „Zahn um Zahn“. Vielleicht kann in einer alten Seelenwelt einmal Vergebung das erste Prinzip sein, wissend, dass die Erfahrung von Schuld ein wesentlicher Bestandteil eines gewollten Lernprozesses ist und dass Liebe nicht nur alle Wunden heilt, sondern auch zur Heilung von Schuld mehr beiträgt, als Strafe.

 

Irdische Gerechtigkeit, so subjektiv sie persönlich auch empfunden wird und so veränderlich sie in den Zeitaltern zu beobachten ist, ebenso irdische Ungerechtigkeit, gehört zu den Erfahrungen eines Fragmentes in der Inkarnation. Die Klarheit in der Betrachtung erfordert eine weitere Perspektive und ein breiteres Bewusstsein, als es uns in der physischen Existenz möglich ist.

 

Schuld lindern

 

Um Schuldgefühle lindern zu können, ist es günstig zu wissen, welcher Art sie sind. Oft sind Schuldgefühle eine Mischung aus den sieben Arten, aber meisten sticht eine davon hervor. Es bedarf einiger Selbstbeobachtung and Analyse, um es herauszufinden, es ist jedoch machbar. Das spezielle Schuldgefühl, das man anderen gern vermittelt und selbst auch empfindet, ist die Basis, um zu lernen diese verführerischen Verhaltensmuster abzulegen.

 

In diesem Zusammenhang ist es aber zuerst wichtig, sich die Wirkweise und Abläufe von Vorwürfen und Tadel bewusst zu machen.

 

Vorwürfe entstammen aus unverarbeitetem Ärger und Enttäuschung und sind oft genug auch eine defensive Reaktion auf ein selbst empfundenes Schuldgefühl. Sie sind dann eine Art Puffer, um das eigene Schuldgefühl loszuwerden, egal ob es aus einem selbst stammt oder von anderen provoziert wurde. man wehrt Schuldgefühle ab, indem man sie zurück gibt. „Du bist nicht besser“ oder „Du machst noch ganz andere Sachen falsch“, sind dabei typische Redewendungen. Das ist eine falsche Form von Heilung. Durch die Abwehr verweigert man sich selbst der Klärung und überträgt diese Aufgabe dem anderen. So kommt es nicht zu einer echten Lösung. Kurz gesagt, durch Vorwürfe will man nur erreichen, dass sich jemand anders verantwortlich oder schuldig fühlt, für etwas, das man selbst getan oder unterlassen hat.

 

Drei Werkzeuge für die „Demontage“ von Schuldgefühlen

 

1. Die eigenen realistischen Grenzen kennen, akzeptieren und aufrechterhalten.

 

Ähnlich wie schon beim Thema Beleidigung geschrieben, gilt auch hier: Man kann nur getroffen werden, wenn man es zulässt. Ein gutes Mittel, herauszufinden, ob ein Vorwurf zutrifft und akzeptiert werden kann, nennt MICHAEL „ein Photo davon machen“. Wenn man gedanklich ein Photo, von einer Situation macht, in der man Schuld empfindet oder beschuldigt wird, kann man es betrachten und analysieren. Es geht hier im ersten Schritt noch nicht darum, die Art der Schuld zu ermitteln, das kommt später. Vielmehr kann man so recht schnell zu Einsichten und Erklärungen kommen, ob z. B. ein Vorwurf allein auf der Vorstellung eines anderen beruht, also eine subjektive Interpretation ist, die wohlmöglich auf dessen Prägung beruht, oder nicht. Man ist nie verpflichtet, die Meinung eines anderen zu übernehmen. Je nach Situation kann man dann nur in Gedanken oder auch laut sagen: „Das trifft mich nicht, das bin nicht ich.“ Wenn man es ausspricht ist sicherlich Einfühlungsvermögen erforderlich, ob man auch „gehört“ werden kann und eine freundliche und friedliche Ausdrucksweise ist angebracht.

 

Es ist wichtig zu wissen, dass so sehr auch eine Beschuldigung uns nützlich zu sein scheint, sie unterstützt nie die eigene Weiterentwicklung oder die eines anderen. Deshalb ist es immer eine willentliche Entscheidung, ob man einen Vorwurf tatsächlich macht, ihn für sich behält oder ob man ihn aufgibt, aber es ist nie vorteilhaft oder notwendig.

 

Wenn es also gelingt, durch die eigene Grundhaltung, nichts zu glauben, sondern erst aufgrund einer Überprüfung zu entscheiden, erhält man eine „glattere Haut“ und ist so in der Lage, bei zukünftigen falschen Anschuldigungen leichter und besser damit umzugehen.

 

 

2. Umwandlung des Schuldgefühls (damit spielen)

 

Wenn man oft quälende Gefühle hat, über das, was man getan haben könnte, oder was man hätte tun sollen oder möglicherweise hätte tun können, ist das folgende die einfachste Methode: Man vermeidet einfach die Handlungen, die zu Beschuldigungen führen könnten oder man lehnt sie im Voraus ab. Schuldgefühle haben nur dann eine Chance zu entstehen, wenn wir selbst Angst haben oder uns von der Angst der anderen beeindrucken lassen. Das heißt, echte Schuld gibt es nicht wirklich, auch wenn man unterschwellig oder auch offen versucht, jemandem das „unter die Weste zu jubeln“. Manche Menschen fühlen sich zum Beispiel schuldig, wenn sie allgemein übliche Höflichkeitsfloskeln oder –gesten versäumen, dazu gehört das Grüßen, „Gesundheit“ wünschen, wenn einer niest oder „gute Besserung“ wenn einer krank ist, kondolieren, gratulieren etc. etc. Es sind für sie nur Floskeln und meist nur dahergesagt und nicht ehrlich gemeint, dennoch wirft man es ihnen vor wenn man es unterlässt oder man fühlt sich selbst nicht wohl bei diesem gesellschaftlichen Fehlverhalten. Hier gilt: „Der beste Weg nach draußen ist immer der mitten durch.“

 

Man fügt sich also den Regeln der Gesellschaft nicht aus Schuldgefühl, sondern weil man wirkliche Anteilnahme empfindet, Respekt oder Anerkennung ausdrücken möchte. Es ist dann keine lästige Floskel mehr, sondern eine freundliche Bestätigung oder Anerkenntnis gegenüber seinen Mitmenschen.

 

MICHAEL: „Wir möchten niemanden auffordern sich im Umgang mit anderen zu „verbiegen“, diese spielerische Umwandlung von Schuldgefühl in echte Empathie kann jedoch – auch für einen selbst - sehr förderlich und heilsam sein."

 

Es gibt aber auch Schuldgefühle, die wesentlich stärkere Maßnahmen und längere Zeit erfordern, als diese einfachen Beispiele. Es ist der Prozess hin zu einer ehrlichen Entschuldigung. Seien wir uns aber darin ganz klar: Entschuldigung ist NICHT die Lösung, es ist der Weg zur Auflösung. Er ist dennoch nicht immer erfolgreich.

 

Es darf nicht bei einer förmlichen Entschuldigung bleiben, es ist nur der Einstieg, um die Stimmungslage zu entschärfen und damit den Boden für ein offenes Gespräch zu finden. Manchmal sind auch Worte nicht genug. Sinnvolles, adressatenbezogenes Handeln, eine neue Art des miteinander Sprechens (verständig), Zulassen von Verletzlichkeit, alles was dazu führt, dass sich das Schuldgefühl verändert, in Richtung von „jetzt habe ich es richtig gemacht“, ist hilfreich. Manchmal sind es auch gemeinsame Tränen.

 

 

 

3. Akzeptieren und Leben mit der Schuld

 

Diese Möglichkeit besteht immer, wenn jemand glaubt, an seiner Schuld nicht ändern zu können, weil es ihn zu sehr überfordern würde. Es ist nicht Resignation sondern zeitweilige Ergebung. Wenn man – berechtigt oder unberechtigt – das Gefühl hat, die Schuld „irgendwie“ zu verdienen, dann kann man dem Gefühl nachgeben, es bewusst erleben und sich zunächst damit zufrieden geben. Damit werden erstmal die inneren Kämpfe und die Zerrissenheit gestoppt. Dann kann man sich auf das Ergründen, der damit verbundenen Lektion konzentrieren. Wenn das gelingt, kann man unter Umständen dadurch zu aktiven Maßnahmen (wie unter Nr. 2) kommen oder die Fähigkeit gewinnen, Möglichkeiten zur Linderung (wie unter Nr. 1) zu finden.

 

 

 

[scan] www.seele-verstehen.de

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Die Systematik der Seele, so wie MICHAEL sie uns vorstellt, ist unter der Überschrift "Matrix" dargestellt.


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